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Berlin: Gewässerverunreinigung: Umweltbehörde angezeigt - Grüne kritisieren Umgang mit der alten Müllkippe Wannsee

Der Griebnitzsee ist krank. Aus dem Teltowkanal fallen im Strudel der Einleitungen aus dem Klärwerk Ruhleben Bakterienstämme ein, und die benachbarte Müllkippe Wannsee versorgt den See mit einem brisanten Chemiecocktail.

Der Griebnitzsee ist krank. Aus dem Teltowkanal fallen im Strudel der Einleitungen aus dem Klärwerk Ruhleben Bakterienstämme ein, und die benachbarte Müllkippe Wannsee versorgt den See mit einem brisanten Chemiecocktail. Dem Patienten muss dringend geholfen werden, sagen die Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus. Weil die Verwaltung von Umweltsenator Peter Strieder seit Jahren nichts unternehme, haben sie die "verantwortlichen Mitarbeiter" wegen "Gewässerverunreinigung durch Unterlassen" angezeigt.

Das Nichtstun sei "verantwortungslos und kriminell", sagte gestern die grüne Abgeordnete Claudia Hämmerling. Strieders Sprecherin Dagmar Buchholz will den Vorgang nicht kommentieren. Der Umweltverwaltung liegt nach Darstellung der Grünen seit 1995 ein Gutachten vor, das eine akute Verseuchung des Grundwassers unter der Deponie ausweist und die Sanierung dringend empfiehlt. Giftige Stoffe wie Nickel, Arsen und gefährliche Kohlenstoffverbindungen würden durch Regenwasser ausgewaschen und flössen anschließend direkt in den Griebnitzsee.

Die gemessenen Konzentrationen lägen teilweise sechsfach über den zulässigen Grenzwerten. 104 Millionen Liter kontaminiertes Deponiesickerwasser fielen pro Jahr an. Strieder bestätigt zwar die Existenz des Gutachtens, erklärt aber gleichzeitig, Messungen des Seewassers hätten keine Hinweise auf Schadstoffe aus dem Sickerwasser der Deponie ergeben. Einen Sanierungsbedarf erkennt er zwar an, allerdings sei er nicht akut.

Im vergangenen Jahr wurde die BSR aufgefordert, die Deponie zu sichern, also eine wasserundurchlässige Erdschicht aus Ton, Lehm und Mergel aufzubringen, um den Müllberg auszutrocknen. 15 bis 20 Millionen Mark würde das kosten, doch die BSR legte vor Gericht Widerspruch ein. Da die alte Kippe inzwischen als Naherholungsgebiet gilt und als solches im Besitz des Landes ist, sei dieses auch für die Sanierung zuständig, argumentiert das Unternehmen.

Justitias Mühlen arbeiten langsam - solange könne die Umwelt aber nicht warten, sagt Hämmerling. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens müsse die Verwaltung per Ersatzvornahme tätig werden. Für so etwas fehle wie immer das Geld, heißt es bei Strieder. Also einigte man sich mit der BSR zunächst auf ein sogenanntes Grundwasser-Monitoring, um herauszufinden, ob die umliegenden Seen überhaupt von der Giftfracht erreicht werden. Das "übliche Verwaltungsspielchen", kommentiert Hämmerling lakonisch.

loy

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