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Berlin: Gewisses Gespür verloren (Kommentar)

Wenn ein Senatsbaudirektor eine Wohnung sucht und dann auch findet, ist das eigentlich kein Grund zur Aufregung. Auch Senatsbaudirektoren brauchen ein Zuhause für sich und ihre Familie.

Wenn ein Senatsbaudirektor eine Wohnung sucht und dann auch findet, ist das eigentlich kein Grund zur Aufregung. Auch Senatsbaudirektoren brauchen ein Zuhause für sich und ihre Familie. Und wenn dieser hohe Beamte auf eine große Altbauwohnung erpicht ist, die zudem in zentraler Lage und noch verhältnismäßig ruhig ist, so dürfte das völlig in Ordnung sein.

Dass er die Wohnung einem anderen Bewerber wegschnappte, ist nun wirklich nicht in erster Linie das Problem des Senatsbaudirektors. Dafür kann er nichts. Das dürfte Sache des Vermieters sein, einer großen städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

Keine Frage: Der Wohnungsmarkt der Stadt steht allen offen. Auch Senatsbaudirektoren. Sie haben ein Recht, bei der Wohnungssuche zu tun und zu lassen, was sie für richtig halten. Es gibt zum Glück keinerlei Vorschriften, die bestimmten Berufsgruppen verbieten, bei bestimmten Vermietern zu wohnen. Der Markt ist frei. Und eine Vielzahl von Vermietern wäre froh, einen seriösen und zahlungskräftigen Mieter wie den Senatsbaudirektor zu beherbergen.

Der Mann hätte aus einem Wust von Angeboten zahlreicher Makler wählen können. Er hat sich für die große Wohnung einer großen städtischen Wohnungsbaugesellschaft entschieden, auf deren Warteliste er offenbar seit Jahren stand.

Wo liegt das Problem? Es liegt daran, dass die Beteiligten, die auch dienstlich miteinander zu tun haben, nicht den Hauch eines Problems erkennen. Freuen wir uns, dass der Senatsbaudirektor endlich eine neue Wohnung gefunden hat. Bedauern wir, dass er dabei ein gewisses Gespür verloren hat.

Christian van Lessen

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