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Berlin: Gezerre um Interkontinental-Flüge

Lufthansa bestreitet Vorwurf, Berlin bei Partner-Airlines schlechtzureden

Die Berliner Flughäfen fühlen sich von der Deutschen Lufthansa abgehängt. Nachdem sich die Fluggesellschaft seit Jahren weigert, von Senat und Wirtschaft dringend geforderte Interkontinentalverbindungen einzurichten, versucht sie jetzt offenbar auch, entsprechende Pläne der ausländischen Konkurrenz zu verhindern. Wie es aus Luftfahrtkreisen heißt, sollen Vertreter der Fluggesellschaft bei ausländischen Partnerairlines, die sich für den Anflug Berlins interessieren, Stimmung gegen die Hauptstadtregion machen. Die Vorwürfe gegen seine Gesellschaft seien „absurd", sagte dazu der Berliner Lufthansasprecher Wolfgang Weber. Die Lufthansa-Partner seien völlig selbstständige Airlines. Dass sie in Deutschland in die Drehkreuze Frankfurt und München fliegen, sei „völlig logisch".

Hintergrund sind die Pläne der Fluggesellschaft Emirates, von Dubai aus auch nach Berlin und Stuttgart zu fliegen. „Berlin ist zurzeit hinsichtlich der angebotenen Interkontinentalflüge im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten ähnlicher oder kleinerer Bevölkerungsgröße unterbedient“, heißt es bei der arabischen Airline. Auch Qatar Airways, die seit 2005 wie die US-Gesellschaften Continental und Delta wirtschaftlich erfolgreich nach Berlin fliegen, denken darüber nach, die bisher vier Flüge pro Woche nach Doha im Golfstaat Katar auszuweiten. In beiden Fällen ist eine Erweiterung der bilateralen Luftfahrtabkommen nötig.

Die Lufthansa bewertet die Potenziale Berlins für den Flugverkehr offenbar anders. Obwohl die Reisenden Nonstopflüge bevorzugen, lässt der Konzern die Passagiere bei Langstreckenflügen lieber an seinen Drehkreuzen Frankfurt und München umsteigen. „Wir fliegen dann, wenn es wirtschaftlich machbar ist“, sagte Weber. In Berlin gebe es erst nach der für 2011 geplanten Eröffnung des neuen Flughafens BBI in Schönefeld Potenziale.

Die Airlines aus der Golfregion würden unter wesentlich günstigeren Rahmenbedingungen operieren. Zur Unterstützung präsentierte jetzt die Initiative Luftverkehr für Deutschland eine Studie zu den Auswirkungen der Golf-Airlines auf den Luftverkehrsstandort Deutschland. Danach entstehen der hiesigen Luftfahrtwirtschaft schon unter den heutigen Bedingungen durch die Konkurrenz vom Golf bis zum Jahr 2012 Mindereinnahmen von rund 370 Millionen Euro. Deshalb, so die Forderung an die Bundesregierung, müssten die volkswirtschaftlichen Effekte bei der künftigen Erteilung von Verkehrsgenehmigungen berücksichtigt werden.

Der Protest ist durchschaubar. Denn während andere Städte und Flughäfen von den Direktverbindungen profitieren, sind von den Einbußen fast ausschließlich die Lufthansa und ihre Drehkreuz-Flughäfen Frankfurt und München betroffen. Eben dieses Trio bildet gemeinsam mit der Deutschen Flugsicherung auch die Initiative Luftverkehr.

Emirates macht eine Gegenrechnung auf. In drei Jahren habe man rund 285 Millionen Euro in Deutschland investiert. Dazu kämen Flugzeugbestellungen bei Airbus, deren deutscher Anteil rund 8,5 Milliarden Euro beträgt.

„Ich würde mich freuen, wenn Emirates Landerechte in Berlin erhalten würde“, sagt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Berlin habe ein Interesse daran, die internationalen Flugverbindungen auszubauen. „Für uns ist die Aufnahme neuer Langstrecken extrem wichtig“,sagte Flughafenchef Rainer Schwarz. Als „Unding“ bezeichnet der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes, Willy Weiland, das Vorgehen der Lufthansa und ihrer Knoten-Airports. „Das ist, als würde ich vom Senat verlangen, dass keine neuen Hotels mehr gebaut werden.“ „Es kann nicht angehen, dass in Deutschland Interessenskartelle gebildet werden“, sagte der Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH, Hanns Peter Nerger. „Ohne die anderen Airlines hätte Berlin überhaupt keine Langstrecken“, stellte der Stellvertretende Geschäftsführer der IHK, Christian Wiesenhütter, fest.

Rainer W. During

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