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Berlin: Gitarre vom Zimmerservice

Am Osthafen öffnet in zwei Monaten ein markantes Designerhotel – mit Tonstudio unterm Dach und Duschen in Barbie-Rosa

Zeichnungen von Handwerkern zieren die Fahrstuhlwände. In den Räumen schimmern bunte Farben durch Berge von Sägespänen, es wird gebohrt und gehämmert. Bis das neue Hotel „nhow“ im Osthafen zwischen Universal und MTV im November eröffnen kann, muss noch viel getan werden. Der Klotz mit dem frei in der Luft hängenden Kubus soll neben Touristen und Geschäftsleuten vor allem Musiker und Designer anziehen.

Eines der 300 Zimmer ist schon fertig, am Dienstag durfte man einen Blick hineinwerfen. Und siehe da: Es ist schön bunt hier. Das Bad hat eine Dusche in Barbie-Rosa. Eine Konsole mit drehbarem Fernseher trennt Bett von silbernem Sofa. 200 Euro pro Nacht kostet die Juniorsuite, das Frühstück noch mal 22 Euro. Die Zimmer sind überwiegend in Blau, Pink oder Grau gehalten. Der bekannte Architekt Sergei Tchoban – der Hamburger hat auch ein Büro in der Rosenthaler Straße – gestaltete das Haus so, dass mehr als die Hälfte der Zimmer Spreeblick haben. Das preiswerteste kostet 170 Euro, die Suite auf zwei Stockwerken des Kubus 2500 Euro pro Nacht.

Innendesigner Karim Rashid hat viel viel mit Blasen-Formen gearbeitet. Und natürlich viel mit Farben. Ein reines Designhotel wolle man aber nicht sein, sagt Geschäftsführer Alexander Dürr. Vielmehr soll vermittelt werden, was Berlin ausmacht: Musik, Kunst und Mode. In der eigenen Galerie sollen zu Beginn drei Künstler aus der Stadt ausstellen. In den Kubus kommen zwei Tonstudios, die die Macher von Lautstark – Mitbetreiber der legendären Hansa-Tonstudios – leiten. Die Studios, ein digitales und ein analoges, sollen vor allem zum Abmischen dienen, sagt Lautstark-Chef René Rennefeld. Für spontane Aufnahmen steht eine Gesangskabine bereit. Und sollte ein Star wie Prince im Hotel übernachten und vor dem Fernseher einen Song einsingen wollen, sei das auch kein Problem, weil das ganze Haus entsprechend verkabelt worden sei.

Auch lokale Musiker sollen gefördert werden, einer der ersten Studiogäste soll die Berliner Band The Hotel sein. Rennefeld spricht vom Entwickeln einer eigenen Musikmarke, „vielleicht im Stile von Café del Mar“. Bisher steht nur ein ramponierter CD-Spieler auf dem Boden. Auf Hobby-Musiker warten in manchen Zimmern Gitarre und Verstärker. In die anderen bringt der Zimmerservice die Gitarre auf Knopfdruck. Im Erdgeschoss befinden sich Seminarräume, ein Veranstaltungssaal und Restaurants.

70 Millionen Euro hat das Hotel gekostet. Es ist das zweite seiner Art, das erste steht in Mailand. Beide gehören gehört zur Gruppe NH Hoteles, die weltweit 400 Häuser betreibt. Obwohl das Hotel zum Vorhaben Mediaspree gehört, gab es bisher keinen Ärger mit den Gegnern des Großprojekts, sagt Geschäftsführer Dürr. Wenn das Gebäude fertig ist, soll von der Glasfassade im Erdgeschoss ein riesiger „Freedom“-Schriftzug Richtung Kreuzberg prangen. Was wohl die Mediaspree-Gegner davon halten?

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