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Berlin: Glanzstück in der Rykestraße

Mit dem Einzug der Thorarollen ist die sanierte Synagoge wieder geöffnet

Der Gebetsraum in der jüdischen Synagoge an der Rykestraße ist rappelvoll: Dicht gedrängt sitzen die Besucher in den Reihen, auch oben auf der Empore ist Freitagvormittag keine Lücke mehr zu sehen. Die 1200 Plätze sind restlos besetzt, dabei ist die Synagoge die größte Deutschlands. Zwei kleine Mädchen konnten keinen Sitzplatz mehr ergattern, jetzt hocken sie auf dem Boden und blicken andächtig zum Altarraum. Der feierliche Gottesdienst, mit dem die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Prenzlauer Berg nach Jahren der Renovierung ihre Wiedereröffnung begeht, scheint die beiden genauso wenig zu interessieren wie das Blitzlichtgewitter der Kameras oder die zahlreichen Ehrengäste. Die Kinder haben nur Augen für das dunkelblaue Himmelsgewölbe im Altarraum.

Unter dem Baldachin tragen Gemeindemitglieder acht Thorarollen zum Altar. Die Schriftstücke sind die wichtigsten Gegenstände in der Synagoge: In Hebräisch und handschriftlich sind dort die ersten fünf Bücher der Bibel aufgezeichnet. Der Rundfunkchor Berlin begleitet den Gottesdienst, Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden, sowie Innensenator Ehrhart Körting würdigen die Sanierung und Einweihung des Gotteshauses. Körting betont den Schutz der Synagoge als besondere Verpflichtung des Senats. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, sagte: „Das israelitische Familienblatt lobte die Synagoge 1904 als eines der prächtigsten Gotteshäuser Berlins. Dass diese Formulierung nach 103 Jahren wieder gültig ist, grenzt an ein Wunder.“

Einzig die Lage, fernab vom Straßenverkehr, schützte die Synagoge in der Reichspogromnacht vor der Zerstörung. Zwar wurde das Gebäude demoliert und in Brand gesteckt – doch um die umliegenden Häuser nicht zu gefährden, löschte man das Feuer schnell. Vorübergehend im Besitz der Wehrmacht, wurden hier bereits 1945 wieder jüdische Hochzeiten gefeiert. Nun ist sie wieder saniert und strahlt.

Das Ergebnis möchte auch Alexander Ermant betrachten, einer der ersten Besucher. Dazu muss er sich aus Sicherheitsgründen kontrollieren lassen und eine Schleuse passieren. Für die Prozedur hat er Verständnis, und das Warten habe sich gelohnt, sagt er schließlich: „Die Synagoge ist herrlich und sehr wichtig für alle Juden. Ob russisch, deutsch oder indisch – wir sind nur stark, wenn wir zusammenhalten. Das Haus ist der perfekte Ort dafür.“ Katja Görg

Katja Görg

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