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Glosse: Kippende Kuben

Ralf Schönball lobt die Krise, die Bausünden im Zentrum verhindert.

Dass große Konzerne in schwierigen Zeiten nicht mit Geld um sich werfen, ist diesmal ein Glücksfall für Berlin – Thyssen-Krupp wird nun doch keinen Glaskubus am Schlossplatz 2 abwerfen. Der Blick auf das Staatsratsgebäude bleibt frei. Ob der letzte noch nicht gesprengte große Staatsbau aus DDR-Zeiten wirklich schick ist, darüber sollen andere streiten. Sicher ist: Der am Schlossplatz geplante Klon der Essener Thyssen-Krupp-Zentrale hätte der historischen Stadt einen Dolchstoß versetzt – mitten ins Herz. Es ist ohnehin ein Jammer, wie wenig über Planungen auf der Spreeinsel diskutiert wird, obwohl Archäologen hier die ältesten Zeugnisse Berlins ausgruben. Weil aber niemand aufbegehrt, kommt der Senat auch mal großzügig Investoren entgegen: Nach dem Abriss der DDR-Platten in der Breiten Straße, genehmigte er in Sichtweite des Schlosses ähnlich gewaltige Renditeklötze. Kein Gefühl für den historischen Maßstab, der Berlin hier so gut täte, kleinere Parzellen, kleinere Bauten trügen südländischen Flair auf das preußische Eiland. Perdu ist es hier, anderswo nicht, lieber Senator Müller, besinnen Sie sich auf die Historie! Der gekippte Kubus lässt hoffen.

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