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Berlin: Go East – in Russland leben und lernen

Auf der Study World präsentieren sich 170 Aussteller. Gastland der Messe ist Russland.

Elmar Stracke hat es schon getan: Gleich nach dem Abitur packte er im Herbst 2011 seine Koffer, um ein Semester in Sankt Petersburg zu studieren. Dort hat er sich ein Zimmer mit zwei russischsprachigen Studenten geteilt und sich schnell an seine Heimat auf Zeit gewöhnt – ganz ohne Kulturschock: Er wisse „bis heute nicht, wo oder wer dieser ,Kulturnij Schok‘ ist und wo man ihn findet“, schreibt Stracke in seinem Blog, der unter www.sprachennetz.org zu finden ist.

Russland ist vielleicht auch für andere junge Studenten eine Alternative zu Spanien, Frankreich oder Großbritannien – also den klassischen Ländern, in denen oft ein kurzer oder längerer Universitätsaufenthalt eingelegt wird. Und das nicht nur, weil die beiden zuständigen Bundesminister das Jahr 2011/2012 zum deutsch-russischen Wissenschaftsjahr ernannt haben. Russland ist am 11. und 12. Mai auch Gastland der Hochschulmesse Study World, auf der sich insgesamt 170 Aussteller aus 25 Ländern vorstellen, etwa auch aus Kanada, Dänemark, Israel, Finnland, Neuseeland und der Türkei. Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur an der Friedrichstraße sollen Abiturienten, Studenten und Absolventen Antworten darauf finden, was und wo sie studieren oder ein Praktikum machen können und wollen – und welche Perspektiven sie sich dadurch erarbeiten können.

Auf der Messe präsentieren sich unter anderem die Moskauer Lomonossow-Universität und auch die ebenfalls in Moskau sitzende Universität für Design und Technologie. Auch die Universität für Telekommunikation aus Sankt Petersburg gehört zu den knapp 40 Hochschulen, die in Berlin über ihre Angebote informieren.

Für die gesamte russische Studienlandschaft ist das Russische Haus aber viel zu klein, denn in Russland gibt es mehr als 1000 Universitäten und Hochschulen. Im Verhältnis dazu ist die Zahl der deutschen Studenten dort ziemlich gering. Das möchte auch der auf der Messe vertretene Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ändern.

Bereits gelohnt hat sich der Weg nach Moskau für Andreas Förstemann. Er besuchte 2009 mit einem „Go East“-Stipendium des DAAD an der Moskauer Lomonossow-Universität einen Summerschool-Kurs zum Thema „Doing Business in Russia – Facing the Crisis“. Förstemann hörte dort Wirtschaftsvorlesungen in englischer Sprache, arbeitete in einem Teamprojekt, das potenzielle Investoren für ein Projekt in Russland begeistern sollte, und machte außerdem einen Russischkurs. Berichte über die Sommerkurse in Russland sind abrufbar unter: http://goeast.daad.de.

Der Anteil der ausländischen Studenten liegt in Russland bei zwei Prozent. Wer einen mehrmonatigen Aufenthalt dort plant, sollte unbedingt ausreichende Russischkenntnisse mitbringen. So wie Elmar Stracke, der die Sprache drei Jahre lang in der Schule gelernt hat. Die Zahl der nicht-russischsprachigen Studiengänge ist sehr gering, und auch in größeren Städten ist es oft schwierig, nur mit Englisch durch den Alltag zu kommen.

Zum Messeprogramm der Study World gehört nicht nur die Präsentation der Aussteller, sondern auch eine Reihe von mehr als 50 Seminaren und Vorträgen – in denen es neben Fragen zur Wahl des richtigen Studienfachs auch immer wieder um Russland geht. Etwa um die Organisation von Stipendien für ein Praktikum im Ausland oder die richtige Planung eines Russischkurses.

Am 11. Mai um 17 Uhr stellt etwa Tatiana Kosareva von der privaten Moscow Higher School (University) of Business das Angebot ihrer Hochschule vor. Dort können Gäste aus dem Ausland unter anderem Wirtschaft und Management studieren oder einen Master of Business Administration (MBA) erwerben.

Wer einen Aufenthalt in Russland plant, sollte sich den 1. September vormerken. An diesem Tag beginnt an allen russischen Hochschulen das akademische Jahr; es endet im Juni. Der Unterricht in Russland ist sehr verschult, Studenten müssen 30 bis 35 Unterrichtsstunden pro Woche einplanen.

Elmar Stracke hat sich bei seinem ersten Studienaufenthalt in Russland auf ein Wochenprogramm von 20 Stunden beschränkt, die er am Institut der russischen Sprache für Ausländer an der Petersburger Herzen-Universität verbrachte. Schließlich wollte er auch noch genügend Zeit haben für Wochenendausflüge nach Moskau, das Petersburger Nachtleben und vor allem möglichst viele Fußball- und Eishockeyspiele. Sein Auslandssemester nennt er „eine der besten Entscheidungen“, die er bislang getroffen hat. Der Philosophie- und VWL-Student möchte so schnell wie möglich wieder nach Sankt Petersburg reisen.

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