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Erleuchtet. Nina Hagen füllte die Kirche, der Pastor gab die Antworten.

© Davids/Darmer

Gottesdienst mit Nina Hagen: Buddha, Bibel und Bekenntnis

Am Sonntag sang und sprach Nina Hagen bei einem Gottesdienst in der Marienkirche. Seit einem Jahr ist sie getaufte Christin.

„Sometimes I ring up to heaven, when I’m all alone...“, singt Nina Hagen auf ihrer neuen Platte „Personal Jesus“. Den Himmel hat die Rockröhre und Achtziger-Queen schon öfter angerufen. Mal antworteten Buddha und Shiva, mal Kräfte aus Ufos oder Kristallkugeln.

An diesem Sonntagabend sind es die Berliner. Eifriges Klatschen begleitet Nina Hagens Auftritt in der gut gefüllten Marienkirche, ein paar Alt-Punks haben sich auch hierher verirrt. Und vorne steht sie, die schwarzen Zöpfe über dem Kopf getürmt, Nina Hagen also, seit einem Jahr getaufte Christin. Wer ihr das mit dem Glauben nicht glauben mag, kann in ihre von Jesusliebe und Ausrufezeichen überquellende Erleuchtungsbiografie „Bekenntnisse“ reinlesen.

Sie wurde geladen, um etwas über den Tod zu sagen, genauer: die Frage zu beantworten „Was würde ich meinen Kindern sagen, wenn ich morgen sterben müsste?“ Nun ist Nina Hagen für vieles bekannt, nur beileibe nicht dafür, ein Geheimnis um ihre Person zu machen. Und so liegt die Spannung an diesem Abend in der Frage selbst: Was, um Himmels Willen, liegt dieser Frau noch auf dem Herzen, das sie bisher nicht zu sagen wagte?

Zum Thema Tod, das vorausgeschickt, hat Nina Hagen nicht sehr viel zu sagen, zumindest nicht, seit sie zu Gott gefunden hat. „Gott“, das sagt sie mehrmals an diesem Abend, „ist in der Liebe, und wer in Liebe ist, in dem ist Gott.“ Heißt: Wer liebt, hat nichts mehr zu befürchten, und da Nina Hagen liebt und glaubt, macht sie sich nun nur noch Sorgen um den Rest der Welt.

Sie spricht über Atomwaffen, über Israel, sie hält ein stockendes, fast kindliches Plädoyer für die Abrüstung. Um dann zu Gospelsongs in viel zu tiefen Tönen zu röhren: „We shall overcome“, raunt sie rauchig, schunkelt dabei, als wolle sie sich selbst umarmen, schraubt dann den Arm mit der zur Faust geballten Hand gen Himmel, und schreit: „Danke, Doktor Martin Luther King! Danke, Jesus! Amen!“

Ein bühnenreifer Auftritt, der Antworten vermissen lässt. Die gibt dafür Pastor Johannes Krug: Gefühlvoll mahnt er, das Leben so zu leben, als stehe der Tod schon vor der Tür. Die begrenzte Zeit denen zu widmen, die man liebt. Und nicht mitten im Alltag das Leben zu vergessen.

So hat das Publikum an diesem Abend von allem etwas bekommen, Antworten vom Pfarrer, Entertainment von der Sängerin. Und ein paar Handy-Fotos und Videos sind auch herausgesprungen. car

Carina Braun

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