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Greta Thunberg am Rande der Kundgebung in Berlin.

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Update

Greta Thunberg in Berlin: „Es sind die Politiker dieser Welt, die nichts gegen den Klimawandel tun“

Die schwedische Umweltaktivistin spricht bei einer „Fridays for Future“-Demo in Mitte. Anschließend ziehen die Demo-Teilnehmer weiter nach Luckenwalde.

Im Invalidenpark fanden sich am Vormittag immer mehr Schülerinnen und Schüler, aber auch Erwachsene, Presseleute und Polizisten ein. Der Grund: Der Klimastreik der internationalen „Fridays For Future“-Bewegung, dessen Gesicht Greta Thunberg ist. Die 16-Jährige Klima-Aktivistin kommt am heutigen Freitag zum zweiten Mal in diesem Jahr zu den Klima-Protesten von „Fridays for Future“ nach Berlin.

In ihrer Rede sagt sie: „Als junger Klimaaktivist hat man manchmal das Gefühl, der Druck der ganzen Welt lastet auf den eigenen Schultern und dass man nicht genug tut. Doch es sind nicht wir, die nicht genug tun, es sind die Politiker dieser Welt, die nichts für den Klimawandel tun.“

Die anfangs von der großen Zuschauermenge eingeschüchtert wirkende Greta wird im Laufe ihrer Rede immer routinierter. „Ich werde nicht aufhören, für das Klima zu kämpfen, denn es ist ein Kampf um Leben und Tod.“ Auch wenn es nur eine kurze Rede ist, ist sie doch deutlich länger, als bei ihrem letzten Auftritt in Berlin. Etwas abrupt endet ihre Rede mit der Frage: „Are you with me?“ („Seid ihr dabei?“). Die Menge jubelt.

Im Anschluss spricht Luisa Neubauer, eine der Hauptorganisatorinnen von „Fridays For Future“-Streiks in Deutschland. Als vor einigen Wochen der Permafrost-Boden in der Arktis geschmolzen ist, sei ein unwiederbringlicher Punkt im Verlauf des Klimawandels erreicht worden. „Das war eine Kampfansage der Erde an die Menschheit“, so Neubauer. „Wir jungen Menschen werden euch Erwachsenen nicht die Welt retten, das müssen wir schon zusammen machen.“

Demo-Teilnehmer warten am Vormittag in Berlin-Mitte auf Greta Thunberg.
Demo-Teilnehmer warten am Vormittag in Berlin-Mitte auf Greta Thunberg.

© Niklas Liebetrau

Das Publikum bei der Kundgebung ist auffällig bunt durchmischt. Neben den vielen jungen Aktivisten sind auch viele Erwachsene, darunter die „Omas gegen Rechts“ und viele Eltern. Absperrzäune und ein deutlich höheres Polizeiaufgebot sollen vor allem mehr Sicherheit für die weltweit bekannte Greta Thunberg gewährleisten.

„Ich möchte unbedingt ein Foto von Greta“, sagt der 10-Jährige Milan aus Berlin im Vorfeld der Kundgebung. Auf seinem mitgebrachten Plakat steht „Ohne Kohle bleiben Pole“. Er fordert: „Es muss endlich aufhören, dass Kohle in Kraftwerken verbrannt und so viel CO2 ausgestoßen wird.“

Einen langen Weg hat die Familie Kinner angetreten, um am heutigen Protest teilzunehmen. „Wir sind extra für Greta nach Berlin gekommen“, sagt die 13-jährige Elin. Gemeinsam mit ihrer gleichaltrigen Schwester Sarah und dem Vater Jochen sind sie aus der Schweiz angereist. „Greta Thunberg hat so viele Menschen mit ihrem Kampf für das Klima erreicht. Sie ist eine echte Inspiration für mich.“

Vater Jochen unterstützt die beiden gerne, auch wenn es darum geht, für ihre Abwesenheit in der Schule einzustehen. „Wir sind die Generation, die sich verantwortlich fühlen sollte“, sagt er, während im Hintergrund „Another brick in the wall“ von Pink Floyd ertönt: „Hey teacher, leave us kids alone“.

Viele junge Menschen, aber auch Erwachsene haben sich für die Kundgebung versammelt.
Viele junge Menschen, aber auch Erwachsene haben sich für die Kundgebung versammelt.

© Niklas Liebetrau

„Wir erwarten einige Tausend Menschen heute“, sagt die 16-jährige Anna von „Fridays for Future“. Die Polizei geht zwischenzeitlich von etwa 3500 Teilnehmern aus. Auch in den Ferien werde gestreikt, denn: „Der Klimawandel macht ja auch keine Ferien.“

Über die Bußgeldforderungen für Schülerinnen und Schüler aus Mannheim, die an den Freitags-Protesten teilgenommen hatten, kann sie nur den Kopf schütteln, auch wenn die Bußgeldbescheide mittlerweile wieder aufgehoben werden. „Es ist eine absolute Katastrophe, dass Schulen die Schüler davon abhalten wollen, sich für Ihre Zukunft zu engagieren.

Nach der Veranstaltung ziehen die Aktivisten weiter nach Luckenwalde in Brandenburg – allerdings ohne Greta Thunberg. Viele Teilnehmer brechen zum Hauptbahnhof auf, von wo aus sie nach Luckenwalde fahren wollen. In den Sommerferien finden die Klimaproteste jede Woche in einer anderen brandenburgischen Stadt statt Am 20. September soll es außerdem einen weltweiten Klimastreik geben.

Zuletzt war Thunberg Ende März in der Bundeshauptstadt und hatte einen Demonstrationszug von mehr als 25.000 Menschen angeführt.

„Die älteren Generationen haben es nicht geschafft, die größte Krise der Menschheit zu meistern“, sagte Thunberg damals in einer kurzen Rede auf Englisch. 

Die 16-Jährige hatte die weltweite Bewegung „Fridays for Future“ initiiert, indem sie als erste regelmäßig jeden Freitag vor dem schwedischen Parlament in Stockholm für mehr Klimaschutz streikte.

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