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Großbrand: Brand in Bernau eingedämmt

Der Großbrand in der Recyclinganlage in Bernau ist vier Tage nach seinem Ausbruch eingedämmt. Über eine mögliche Gesundheitsgefährdung gibt es weiter widersprüchliche Angaben.

Bernau/Potsdam (13.09.2005, 17:04 Uhr) - Einsatzkräfte überzogen die brennende und stinkende Müllhalde mit einer isolierenden Schicht aus Schaum, Erde und Bauschutt. «Punktuell wird noch gelöscht», sagte Landkreis-Sprecher Christian Trill am Dienstag. Eine Gesundheitsgefährdung bestehe nicht. Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) schloss im RBB-Inforadio nicht aus, dass die mehr als 40 in der Luft festgestellten Stoffe in ihrer Summe doch gefährlich sein könnten. Von diesem Mittwoch an sollten Brandwachen auf dem Gelände installiert werden.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Baaske lobte den Einsatz der Feuerwehrmänner. Viele Männer der Freiwilligen Feuerwehr hätten extra für den Einsatz Urlaub genommen, sagte Baaske der dpa nach einem Besuch an der Brandstelle.

In der Nacht zu Samstag waren in der Anlage rund 15.000 Tonnen Gewerbemischabfälle aus ungeklärter Ursache in Brand geraten. Die Ermittlungen dauerten an, sagte eine Polizeisprecherin. «Es ist alles offen.»

Nach Angaben des Umweltministeriums wurde am Dienstag damit begonnen, Obst und Gemüse aus Gärten der Umgebung zu testen sowie Boden- und Gewässerproben zu ziehen. Die Verbraucher sollten Sicherheit erhalten, ob Gartenerzeugnisse oder Spielplätze belastet seien, sagte ein Ministeriumsssprecher.

«Solange kein Sondermüll dort deponiert war und die Feuerwehr die giftigen Gase überprüft, ist das letztlich sowas wie ein ganz gewöhnlicher Brand», erläuterte Thomas Krämer, Umweltgift-Experte des Umweltbundesamtes (UBA). Dabei seien die hohen Brand-Temperaturen von 1000 Grad Celsius sogar von Vorteil: «Desto mehr schädliche Substanzen gehen kaputt. Ein Schwelbrand wäre wesentlich schlimmer.»

Zur Kritik nicht veröffentlichter Messwerte erklärte Trill, das Messgerät schlage erst an, wenn Grenzwerte überschritten seien. «Das war nicht der Fall.» Zudem veröffentliche das Landesumweltamt (LUA) regelmäßig Messdaten im Internet. Das Landeskriminalamt (LKA) Berlin habe seine Messungen selbst ausgewertet und mitgeteilt, es liege keine Gefährdung vor. Ein Ärztin untersuchte Kinder und Personal einer Schule nahe der Abfallfirma.

Von der Abfall-Entsorgungsfirma hatten sich in der Vergangenheit Schaben zu einem Wohngebiet hin ausgebreitet. Einsatzkräfte, die das Firmengelände verlassen, müssen sich desinfizieren, sagte Trill. Fahrzeuge würden gereinigt. Inzwischen berichtete der Bürgermeister von Werneuchen (Barnim), Burkhard Horn (Linkspartei.PDS), die Feuerwehr habe das Ungeziefer aus dem Einsatz mitgebracht. Ein Kammerjäger desinfiziere die betroffenen Gerätehäuser. «Die Aktion wird in acht Tagen wiederholt, um sicherzugehen.»

Nach Angaben des Umweltministeriums lagerten in der Firma viel mehr Abfälle als genehmigt waren. Das Landesumweltamt verlangte bereits vor Monaten den Abbau der Überbestände und wies auf mögliche Brandschutzmängel hin. Im August verhängte das Amt einen Annahmestopp; die Firma zog vor Gericht. Das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) wies die Klage ab. Der Rechtsstreit ist offen. LUA-Kontrolleure stießen wenige Tage vor dem Brand erneut auf zu viel eingelagerten Abfall und leiteten ein Zwangsgeldverfahren ein.

Am Dienstag wurden auf dem riesigen Firmengelände wieder Abfälle angefahren. Es sei noch nicht geklärt, ob wegen des Brandes verstärkte Auflagen auf die Firma zukommen, sagte Trill. (tso/dpa)

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