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Berlin: Großvater, erzähl doch mal Regisseur Franz Baake über sein Leben

Gewiss, man kann sich auch alleine freuen, aber ideal ist es nicht. Schon bei seiner ersten Regiearbeit hat Franz Baake das gespürt: Er empfand eine tiefe Befriedigung über sein Werk, war aber zugleich traurig, dass niemand seine Freude mit ihm teilte.

Gewiss, man kann sich auch alleine freuen, aber ideal ist es nicht. Schon bei seiner ersten Regiearbeit hat Franz Baake das gespürt: Er empfand eine tiefe Befriedigung über sein Werk, war aber zugleich traurig, dass niemand seine Freude mit ihm teilte. „So ging es mir immer: Die Tiefen meines Lebens, auch die als Clochard, ertrug ich relativ unberührt. Aber Erfolge allein zu verkraften, fiel mir schwer.“

Auf 200 Seiten hat Franz Baake jetzt sein Leben erzählt, in dem die Arbeit für den Film eine zentrale Rolle spielte. Baake, 1931 in Chemnitz geboren, hatte Erfolge und Niederlagen. Als er mit 21 Jahren eine Ausbildung als Fotograf begann, hatte er schon die Schatten des Menschseins erlebt: Nach dem Tod seiner Eltern auf sich gestellt, floh er aus der DDR, führte ein Leben als Clochard, Hilfsarbeiter, Hausbursche, fasste allmählich Tritt. Der freiberuflichen Tätigkeit als Kameramann, Cutter und Regisseur folgten in den sechziger Jahren Regiearbeiten und Auszeichnungen für zeitgenössische Dokumentationen. Höhepunkt war 1974 die Oscar-Nominierung des Films „Schlacht um Berlin“ – zehn Jahre zuvor hatte er ein Psychologie- und Biologiestudium an der TU Berlin begonnen, Gedichte verfasst und das Abenteuer eines alleinerziehenden Vaters in „Pia, Pio und ich“ beschrieben.

Ein bewegtes Leben. „Enkel fragt Großvater“ hat eine anrührende Entstehungsgeschichte: Weihnachten 2010 schrieb Enkel Viktor dem „Großepapi“, dass dessen Lebensgeschichten für ihn, den 16-Jährigen (der übrigens häufig als Tagesspiegel-Schülerreporter tätig war), so interessant sei, dass er den Opa nun öfter besuchen und mit Fragen bombardieren wolle. Die Antworten könne Franz Baake als Geschichte seines Lebens aufschreiben, damit „ich hin und wieder an das erinnert werde, was wirklich zählt: keine Noten, Leistungsgrade, Konsumgüter, sondern Glück, Zufriedenheit, Mut und erfahrbarer Glaube“. In den sehr persönlichen, wahrlich mit leichter Hand an den strebsamen Enkel adressierten Erinnerungen findet sich auch eine Episode von 1945. Da entdeckten russische Offiziere in Baakes Wohnhaus in Potsdam Illustrierte, die die Familie als „Werwölfe“ entlarven sollten. Schnittmusterbögen wurden von den Siegern für geheime Pläne mit gepunkteten und gestrichelten Linien gehalten. Erst eine Dolmetscherin klärte – zum Glück – den Fall auf. Lothar Heinke













— Franz Baake:

Enkel fragt Großvater. Aphaia Verlag, Berlin. 204 Seiten, 17,50 Euro

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