zum Hauptinhalt
Aus neu mach alt. Das Landtagsgebäude nach Entwürfen Peter Kulkas entsteht anstelle des zerstörten Potsdamer Stadtschlosses . Foto: dpa

© dpa

Berlin: Grundstein für Potsdams alte Mitte

Potsdam - Auf den Tag haben viele Potsdamer lange gewartet: Am heutigen Donnerstag um 9 Uhr erfolgt der erste Spatenstich für den Neubau des Stadtschlosses, in den der Landtag einzieht. Das 120-Millionen-Euro-Vorhaben ist das Kernprojekt für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte.

Potsdam - Auf den Tag haben viele Potsdamer lange gewartet: Am heutigen Donnerstag um 9 Uhr erfolgt der erste Spatenstich für den Neubau des Stadtschlosses, in den der Landtag einzieht. Das 120-Millionen-Euro-Vorhaben ist das Kernprojekt für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte.

Eröffnet wird auch eine knallrote Infobox, die sogenannte Schaustelle, in der sich Interessenten über den Neubau informieren können. Unter anderem wird ein Modell im Maßstab 1 zu 500 gezeigt. Zudem ermöglicht eine Aussichtsplattform den Blick aufs Großprojekt, dessen Grundlagen bereits kurz nach der politischen Wende im Jahr 1990 gelegt wurden. Damals beschlossen die Stadtverordneten die behutsame Annäherung an den historischen Stadtgrundriss. Eine Folge davon war der Baustopp auf der Theaterbaustelle an der Alten Fahrt und der spätere Abriss des Rohbaus. Drei Meilensteine folgten: Im Mai 2005 beschloss der Landtag, einen neuen Parlamentssitz in Potsdams Mitte am Alten Markt zu errichten. Doch zunächst scheiterte der Bebauungsplan zweimal in der Stadtverordnetenversammlung.

Erst nach einer Bürgerbefragung im Januar 2007 fand sich eine Mehrheit im Stadtparlament: Dabei sprachen sich 42,8 Prozent der Potsdamer für den Alten Markt als Landtagssitz aus. Die dritte entscheidende Hürde nahm das Landtagsschloss-Projekt, als SAP-Milliardär Hasso Plattner 20 Millionen Euro spendete. Der Unternehmer war beeindruckt von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ und des Stadtschlossvereins, die sich für ein historisches Gebäude einsetzten. Allerdings gab Plattner vor, wofür das Geld verwendet werden muss: für die Rekonstruktion der Knobelsdorff-Fassade. Gleichzeitig setzte der architektonische Paradigmenwechsel zugunsten des Friderizianischen Barocks bei der Wiedererrichtung der Potsdamer Mitte ein. Die Erarbeitung eines Leitbauten-Konzeptes und die Entscheidung, das Palais Barberini am Alten Markt zu rekonstruieren, ist eine unmittelbare Folge dieser Entscheidung.

Auch wenn von heute an die Bagger am Werk sind – die Diskussion um die äußere Gestalt des Landtagsschlosses reißt nicht ab. Eine Sprecherin des Finanzministeriums erklärte, dass ungeachtet der Plattner-Spende keineswegs eine fachliche Rekonstruktion der Knobelsdorff-Fassade, sondern eine weitgehende Annäherung erfolgen soll. Joachim Kuke, Protagonist der Initiative „Mitteschön“, schreibt in einem Brief zum Spatenstich von einem „mixtum compositum aus teilweise halbwegs denkmalgerechten Partien, historisierenden Elementen und mehrheitlich Formen, die Architekt Peter Kulka für richtig hält“. Es entstehe keine Rekonstruktion, sondern aufgrund von „Vereinfachungen“ eine „Erinnerungsarchitektur“. Inakzeptabel findet Kuke, dass der Innenhof angeblich kaum für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert sei der Innenhof „ein organischer Teil“ der Stadt gewesen. Wegen des Wegfalls der seitlichen Tordurchfahrten seien Konzerte nicht mehr möglich. In den dreißiger Jahren waren hier Furtwängler und Celibidache zu Gast.

Mit Ärger blicken auch Brandenburgs Mittelständler auf die heutige Grundsteinlegung. Sie befürchten, bei den Aufträgen für den Neubau zu kurz zu kommen. Der Handwerkskammertag kritisiert mangelnde Transparenz und hat sich deshalb bereits beim Finanzministerium beschwert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false