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Berlin: Günstiger wohnen: Asylbewerber sollen in eigene vier Wände

Weil die Heime zu teuer sind, will die Sozialsenatorin Flüchtlinge künftig privat unterbringen

Asylbewerber sollen von diesem Sommer an grundsätzlich nur noch in eigenen Mietwohnungen leben und nicht mehr im Wohnheim. Eine entsprechende Initiative von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) wurde am Dienstag im Senat beraten und muss nun dem Rat der Bezirksbürgermeister vorgelegt werden, der wiederum eine Stellungnahme abgeben muss. „Wir gehen davon aus, dass die Initiative in einem halben Jahr umgesetzt werden kann. An der Koalition soll es jedenfalls nicht scheitern“, sagt die Sprecherin der Sozialsenatorin, Roswitha Steinbrenner.

Sinn der neuen Regelung: Asylbewerber, die in Wohnungen untergebracht werden, können schneller in die Gesellschaft integriert werden. „Darüber hinaus ist es einfach menschenwürdiger, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen als in riesigen Wohnheimen“, so Steinbrenner. Und: Asylbewerber, die in Wohnungen leben, kosten das Land Berlin erheblich weniger Geld als Flüchtlinge im Wohnheim. Auf diese Weise will die Sozialdezernentin mindestens vier Millionen Euro pro Jahr sparen.

Ein Rechenbeispiel: Pro Flüchtling, der in einem Wohnheim untergebracht war, zahlte das Land jährlich durchschnittlich 4000 Euro an den Wohnheim-Betreiber – oft ein Sozialverband wie etwa die Arbeiterwohlfahrt. Das machte etwa 330 Euro pro Person im Monat. Schon bei zwei Asylbewerbern, die sich eine Zweizimmer-Altbauwohnung in einem westlichen Berliner Bezirk teilen, müsste das Land nach Angaben von Roswitha Steinbrenner im Durchschnitt nur noch 160 Euro pro Asylbewerber zahlen, nimmt man eine realistische Warmmiete von 340 Euro an. Damit hätte das Land nahezu die Hälfte der Kosten für die Unterbringung gespart. Die Regelung wird übrigens nur für Flüchtlinge gelten, die noch nicht als Asylbewerber anerkannt sind, sowie für Bürgerkriegsflüchtlinge, deren Aufenthaltsstatus noch nicht dauerhaft geregelt ist. Das sind in Berlin derzeit etwas mehr als 8000 Menschen. Finanziell lohnen würde sich die Initiative zudem erst dann, wenn sich mindestens zwei Personen eine Wohnung teilen. „Für Einzimmerwohnungen fällt das Verhältnis zwischen Heimunterbringung und Wohnung etwas ungünstiger aus“, bestätigt die Sprecherin von Knake-Werner.

Im Verband der Wohnungsunternehmer stößt die Initiative auf Vorbehalte: „Zu allernächst mal muss geklärt sein, wer für die Kosten vom ersten bis zum letzten Miettag aufkommt. Erst dann kann man versuchen, kleine Gruppen von Asylbewerbern in Wohnungen unterzubringen“, sagt Christa Fluhr, Sprecherin des Verbandes. Erfolgreich könne dieser Versuch auch nur dann sein, wenn man nicht versuche, Asylbewerber „in schwierige Mieterstrukturen zu integrieren“, so Fluhr.

Vorbehalte kommen auch aus den Bezirken. Hans-Ulrich Behrendt, Sozialamtsleiter in Reinickendorf, glaubt nicht, dass Asylbewerber in Wohnungen so viel billiger für das Land sind als in Wohnheimen. Und Stefan Wöpke (CDU), Sozialstadtrat in Steglitz-Zehlendorf, gibt zu bedenken, dass der Bezirk „noch einen Vertrag bis etwa 2006 mit einem Wohnheimbetreiber hat. „Wenn wir die Asylbewerber in Wohnungen unterbächten, müssten wir ja doppelt zahlen.“

Heiko Wiegand

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