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Berlin: Happy End wie im Film

Das kleine „Kino am Ufer“ in Wedding stand vor dem Ende. Da schlossen sich seine Fans zusammen

Lange hat Usch Schmitz gezögert. Es widerstrebte ihr, andere um Hilfe zu bitten. Doch hätte sie sich nicht dazu durchgerungen, gäbe es wohl nach diesem Sommer kein „Kino und Café am Ufer” mehr. Seit rund vier Jahren zeigt Schmitz in dem kleinen Kino am Weddinger Panke-Ufer „Filme für Herz, Geist und Seele“. Es ist das erste Projekt dieser Art in Deutschland. Hier laufen Mitschnitte von Vorträgen bekannter spiritueller Lehrer und Dokumentationen über Buddhismus, Meditation, innere Heilung, Hirnforschung oder chinesische Medizin. Wichtigstes Kriterium der gezeigten rund zwölf neuen Filme pro Monat: Sie sollen aufbauen und nicht frustrieren. Schlechte Nachrichten, grausame Bilder und Katastrophen haben in der ehemaligen Eckkneipe „Omas Pinte“ nichts zu suchen. Stattdessen geht es um das „Leben im Jetzt“, „Wälder der Hoffnung“ oder „Stimmen der Mystik“. Um Sinnsuche und Heilung und um das Aufzeigen von Wegen für ein solidarisches, soziales und gesundes Leben.

Obwohl dieses Konzept immer mehr Menschen anzieht – manche der monatlich bis zu 1200 Besucher kommen für einen nirgendwo sonst gezeigten Film selbst aus Hamburg oder Leipzig – gerät das Kino Ende Juni in finanzielle Schwierigkeiten. Anders als in den Vorjahren haben Schmitz und ihr Lebens- und Geschäftspartner Kraft Wetzel kein finanzielles Polster für die stets schwierigen Sommermonate angesammelt. Die Wintermonate seien schlecht gelaufen, weil das Wetter so schlecht war. „An manchen Wochenenden blieb das Kino einfach komplett leer“, erzählt die 49-Jährige.

Außerdem zerstört Silvester auch noch ein Feuerwerkskörper die Leuchtreklame des Kinos, und der altersschwache Projektor muss dringend durch neuere Technik ersetzt werden. Schuldenberg und Investitionsdruck wachsen, Schmitz’ Hoffnung auf ein erneutes Überbrücken der mageren Sommerzeit schrumpft.

Nach einigem Ringen überwindet sie sich dann und schickt ein Rundschreiben mit der Bitte um eine kleine Soforthilfe an die rund 3500 Freunde und Besucher des Kinos, die den monatlichen Newsletter erhalten. Und das Wunder geschieht: Innerhalb von wenigen Tagen sind 6000 Euro auf dem Konto. Parallel füllt sich das E-Mail-Postfach mit aufmunternden Worten und Wünschen. „Ich bin unglaublich glücklich und bewegt von der spontanen Hilfe“, sagt Schmitz gerührt. Durch die bisherigen Spenden kann sie wenigstens schon mal die Schulden abtragen und die fünf Mitarbeiter weiterbezahlen, sogar ein neuer Projektor scheint nicht mehr ganz abwegig.

Und dann muss die Islamwissenschaftlerin und Verlagskauffrau, die sich oft mit Nebenjobs über Wasser hielt, endlich ein Konzept finden, wie sie von dem Kinobetrieb leben könnte. Außerdem möchte sie gern jemanden einstellen, um selbst mehr Zeit unter anderem für das Sichten von Filmen zu haben. Doch auch da ist vielleicht Hoffnung in Sicht: Ein Kinobesucher und Unternehmensberater aus Hamburg hat gratis Hilfe angeboten. Solidarität leben – bei den Freunden des „Kinos am Ufer“ scheint das mehr als nur ein hübsches Motto für das Filmprogramm.

Informationen zum Programm unter

www.kino-am-ufer.de

 Eva Kalwa

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