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Berlin: Hauptbahnhof: Streit ums Dach soll bald ein Ende finden

Verkehrsministerium will vor der Sommerpause ein Gutachten zur Verlängerung veröffentlichen

In gut zwei Wochen wird der Hauptbahnhof zwei Jahre alt. Für die Bahn ist er zu einem „Schmuckstück für die deutsche Hauptstadt“ geworden. In den nächsten Wochen soll sich nun entscheiden, wie die Vorzeigestation in den kommenden Jahren aussehen wird. Vor den Sommerferien will das Bundesverkehrsministerium mitteilen, ob das Dach des Bahnhofs nachträglich doch noch so verlängert werden kann, wie es Architekt Meinhard von Gerkan ursprünglich vorgesehen hatte. Bereits Anfang des vergangenen Jahres hatte der Verkehrsausschuss des Bundestages das Ministerium aufgefordert, prüfen zu lassen, ob das markante Glasdach von 321 Meter auf 430 Meter verlängert werden kann.

Während es die Bahn für ausgeschlossen hält, das Dach bei laufendem Betrieb zu verlängern, sind Ingenieure überzeugt, dass dies möglich wäre, ohne den Zugverkehr unter dem Dach komplett einstellen zu müssen. Weil es Anfang 2007 bei Anhörungen im Verkehrs- und auch im Haushaltsausschuss des Bundestages nicht gelang, diese Frage zu klären, baten die Abgeordneten das Verkehrsministerium um Hilfe.

Seither warten sie auf die Antwort. Sie habe sich verzögert, weil ein dafür vorgesehener Spezialist vorher noch andere Aufträge erledigen musste, hieß es im Ministerium immer wieder bei der Frage nach dem Stand der Prüfung.

Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte das Dach mitten in der Bauphase verkürzen lassen, um Zeit und Geld zu sparen. Nach einer Verspätung um mehrere Jahre sollte der Bahnhof unbedingt rechtzeitig vor der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 eröffnet werden. Während dieser Termin geschafft wurde, klappte es beim Sparen nicht so gut. Das kurze Dach kostete am Ende mit etwa 64 Millionen Euro „nur“ rund 10 Millionen Euro weniger als für das lange zuletzt veranschlagt war. Ursprünglich hätte die Langversion allerdings für lediglich 36 Millionen Euro gebaut werden sollen.

Die Teile für das lange Dach waren bereits alle hergestellt, wobei das Verfahren besonders bei den Scheiben sehr aufwändig war. Die nicht verwendeten Teile lagern jetzt unter den Stadtbahnbögen am Ostbahnhof. Die Bahn hatte danach zwar mehrfach angekündigt, die Teile anders verwenden zu wollen, doch daraus ist bis heute nichts geworden.

Doch am Hauptbahnhof ist nicht nur das Dach über den Bahnsteigen so kurz, dass bei langen ICE-Zügen ausgerechnet die Fahrgäste der 1. Klasse bei Regen nass werden. Auch Fahrgäste, die mit einem Bus der BVG vom Hauptbahnhof wegfahren wollen, finden nach wie vor kaum einen Unterschlupf. Während andere Städte an ihrem Hauptbahnhof in der Regel auch einen großen Omnibusbahnhof errichtet haben, gibt es in Berlin am Hauptbahnhof an jeder Haltestelle entweder nur ein einziges mickriges Wartehäuschen von der Stange oder gar keinen Unterstand. Selbst Haltestellen, an denen nur alle zehn Minuten ein Bus oder eine Straßenbahn hält, haben zum Teil mehr Unterstellmöglichkeiten.

Dass es keinen Busbahnhof vor dem Hauptbahnhof gibt, gehört zum städtebaulichen Konzept. Dass nach wie vor aber auch sogar herkömmliche Wartehäuschen fehlen, liegt am Kompetenzgerangel der Verantwortlichen. Hilfe vom Bundestag ist hier nicht zu erwarten.

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