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Berlin: Heijo mit Honni

Beim Karneval gab es auch politische Botschaften. Die meisten wollten gestern aber einfach nur feiern

Hunderttausende Berliner und ExilRheinländer haben am Sonntag in der östlichen Innenstadt bei strahlendem Sonnenschein Karneval gefeiert. Rund 70 bunt geschmückte Wagen zogen ab 12.11 Uhr vom Brandenburger Tor Unter den Linden entlang zum Schloßplatz. Dort ging am Nachmittag die Feier in einem Festzelt weiter. Die Straßen säumten nach Angaben der Veranstalter fast eine Million Zuschauer. Die Polizei sprach anfangs von 100000 Schaulustigen; nach Gesprächen mit den Veranstaltern wurde die Zahl auf 750000 korrigiert.

Manche Wagen waren phantasievoll geschmückt, einige auch mit politischer Aussage. So zeigte die Karnevalsgesellschaft „Roter Funken Berlin“ Kanzler Gerhard Schröder als Hexe auf einem Besen reitend, dazu den Slogan: „Wir fahren in den Har(t)z IV“. Die Reinickendorfer Karnevalsgemeinschaft zeigte sich mit einem holprigen Reim regierungskritisch: „Steueresel fett und satt – von Hartz IV wird man nicht satt.“ Daneben war das Bild eines Goldesels abgebildet. Ein ähnliches Motiv zierte auch den Wagen der rheinländischen Kneipe „Stäv“. Gerhard Schröder und sein Finanzminister Hans Eichel waren da als Pappkameraden zu sehen, die einen Goldesel bei sich führen. Dieser Wagen konnte auch mit der höchsten Politikerdichte an diesem Tag aufwarten. Neben der FDPLandespolitikerin Mieke Senftleben schunkelte Justizsenatorin und Bürgermeisterin Karin Schubert zu den Karnevalssongs. Die Sozialdemokratin und Ex-Kölnerin war als Waldfee verkleidet und schmiss gut gelaunt Bonbons ins Publikum.

Unter den Zuschauern waren verkleidete Karnevalsfans in der Minderheit. Es gab vereinzelt Indianer, Sträflinge, Clowns und Superhelden zu sehen, vor allem jüngere Besucher. Auch wurde hin und wieder mitgesungen, wenn besonders ausgelassene Tanz- und Musikgruppen vorbeizogen. Viele Schaulustige wirkten jedoch eher zurückhaltend.

Besonders gute Resonanz bekamen Vereine, die sich mit ihrer Präsentation sichtbar Mühe gemacht hatten. So lobten Zuschauer die „Stadtgarde Rot-Gold Berlin“, die einen Lastwagen mit aufwendigen Pappmaché-Tierfiguren verkleidet hatte. Auch Gruppen wie der Rüdersdorfer Karnevalsverein, der eigene Lieder zum Besten gab, kamen gut an. lvt

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