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Heiligabend: Berliner Restaurant lädt 100 Familien zum Essen ein

"Solange es mir gut geht, kann ich auch etwas abgeben", sagt Kerstin von Lojewski. Mit diesen einfachen Worten fasst die Kellnerin die Gründe für ihr persönliches Engagement zusammen.

Berlin - Die junge Frau wird am Heiligabend ihre Arbeitskraft und Spendenbereitschaft einbringen, um den Nachmittag bei ihrem Arbeitgeber, dem Restaurant "Schweinske", zu einem Erfolg zu machen. Rund 100 Familien mit Kindern können am 24. Dezember kostenlos in der Gaststätte am Ernst-Reuter-Platz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf essen. Zudem werde jeder ein kleines Weihnachtspräsent erhalten, verriet von Lojewski.

Dafür habe sie zu Hause schon gesucht und zum Beispiel Spielzeug oder Bücher für die sozial benachteiligten Familien zur Seite gelegt. "Ich finde, das gehört sich so", führt die Berlinerin an. Jeder müsse etwas beisteuern.

Bis kurz vor Weihnachten konnten sich bedürftige Familien telefonisch bei Geschäftsführer Birger Butenschön fürs Essen anmelden. "Ich habe dann nach den Kindern gefragt und den aktuellen Lebensumständen", erklärt Butenschön. Danach konnten sich die Anrufer einen Coupon im Restaurant abholen. Einige hätten große Berührungsängste gehabt, aber er wolle ja von ihnen keinen Berechtigungsschein sehen. "Neun Menschen riefen auch an, um zu sagen, dass sie leider die Aktion nicht finanziell unterstützen könnten, aber gerne helfen würden", betont der zweifache Vater Butenschön. Jetzt schälten zwei von ihnen Heiligabend Kartoffeln und spülten. "Als ich das hörte, fiel ich fast vom Stuhl", ergänzt die Kellnerin von Lojewski ganz begeistert.

"Noch nie ein Restaurant von innen gesehen"

"Es gibt zu krasse Gegensätze in unserer Gesellschaft", sagte der Hamburger Butenschön. Es ginge zu vielen Menschen zu schlecht und anderen wiederum zu gut. Da wolle er wenigstens an einem Tag im Jahr etwas dazu beisteuern, dass sich die Hilfsbedürftigen wohlfühlen. "Einige der Kinder, die Heiligabend zu uns kommen, haben noch nie ein Restaurant von innen gesehen", führt der sympathische Mann an. Das sei es wert, den Heiligabend erstmals nicht mit seinen Kindern zu verbringen.

Auch Küchenchef Bernd Steinmann ist mit ganzem Herzen dabei. Der 57-Jährige ist für das Menü am Heiligabend zuständig. Es werde Tomatensuppe, Entenkeule mit Rotkohl und Klößen sowie Christstollen und Kaffee geben, verrät der Vater. Er sei selbst lange arbeitslos gewesen und wisse, wie es sei, mit wenig Geld auskommen zu müssen. "Außerdem ist es wichtig, auch mal direkt am Heiligabend etwas Wohltätiges anzubieten", betont Steinmann. Besonders an den Feiertagen hätten es viele Menschen sehr nötig, weil sie sich da aufgrund des Geldmangels besonders schlecht fühlten. Er wolle jedenfalls am Sonntag nur leuchtende Augen sehen.

Neben dem Essen erhalten die 100 Familien kleine Geschenke. "Wir haben auch von unseren Lieferpartnern eine sehr positive Resonanz erhalten", sagte Butenschön. Sie spendeten beispielsweise die Entenkeulen, Obst, Nüsse oder Freigetränke. Vielleicht ist das der Anfang einer schönen Tradition. Schon zu Ostern könnte es eine Fortsetzung geben. (Von Nadine Schimroszik, ddp)

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