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Berlin: Heimatmuseum Treptow: Am seidenen Faden

Der Beweis ist erbracht: Schon vor rund 250 Jahren war der heutige Südosten Berlins ein touristisches Zentrum. Familien trafen sich dort und genossen das viele Grün.

Der Beweis ist erbracht: Schon vor rund 250 Jahren war der heutige Südosten Berlins ein touristisches Zentrum. Familien trafen sich dort und genossen das viele Grün. Barbara Zibler, die Leiterin des Heimatmuseums Treptow, hat das herausgefunden. Bei ihren Recherchen für die neueste Ausstellung entdeckte sie mehrere Skizzen aus dem 18. Jahrhundert auf der sich Ausflügler lümmeln. "Aber das ist nur eine Episode am Rande", sagt die Treptowerin.

Im Mittelpunkt der neuesten Schau unter dem Namen "Am seidenen Faden ..." steht die kulturhistorische Leistung Friedrichs II. auf dem Gebiet des heutigen Großbezirks. Während seiner Regierungszeit von 1740 bis 1786 wanderten etwa 290 000 Menschen ein. Sie kamen unter anderem aus Böhmen, der Pfalz, dem Salzburger Land und Sachsen. "Wir zeigen, wie sie das Gebiet urbar machten, Siedlungen gründeten und den Seidenanbau betrieben", erklärt die Museumsleiterin. Diese Ausstellung gehört, genau wie die gleichnamige Exposition im Heimatmuseum Zehlendorf, zur Landesausstellung "Preußen 2001". Wie berichtet, beschäftigen sich das ganze Jahr über insgesamt 20 Museen Berlins und Brandenburgs mit dem 300. Jahrestag der Krönung des ersten Königs in Preußen. Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf verbindet praktisch ein unsichtbarer Seidenfaden. Denn in beiden Orten wurde damals erfolgreich die Produktion einheimischer Seide betrieben. So sind in einer Landkarte von 1787 beispielsweise vier große Maulbeerplantagen, in Falkenberg, Adlershof, Schönerlinde und Schöneweide, eingetragen.

Wer wissen möchte, wie damals die Seide produziert wurde, ist im dritten Ausstellungsraum richtig. Man erfährt, dass die Blätter des Maulbeerbaumes nach etwa sechs Jahren "geerntet" wurden, weil sie erst dann die richtige Struktur hatten. Zu sehen sind Seidentapeten, Uniformen aus diesem Material und Gardinen. Das Prunkstück der Ausstellung bildet ein im Maßstab 1:1 nachgebautes Kolonistenhaus. Es hat ein reetgedecktes Dach und eine lehmbeschmierte Fassade, die echt aussieht.

Zu den aus ihrer Sicht interessantesten Erkenntnissen, die während der fast dreijährigen Vorbereitungszeit ans Licht kamen, gehört folgender Aspekt: "Die Kolonisten haben sich nicht gewaschen", verkündet Barbara Zibler. Ein etwas angeschmuddelter Bauer mit einem Pflug in der Hand macht das den Besuchern deutlich.

Steffi Bey

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