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Berlin: Hertha-Freikarten für Politiker sollen strafbar sein

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Fußballverein Auch Basketball-Sponsor Alba und Ex-Staatssekretär Frank Bielka im Visier

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Hertha BSC und den Dienstleister Alba, weil sie Politikern Freikarten für Fußball- und Basketballspiele gewähren. Es bestehe der „Anfangsverdacht der Vorteilsgewährung“, teilte die Ermittlungsbehörde gestern mit. Dem früheren Staatssekretär Frank Bielka (SPD) wird vorgeworfen, sich der Vorteilsannahme schuldig gemacht zu haben.

Gemeint waren mehrere Hertha- und Alba-Spiele. Die Einladung Bielkas zu drei Open-Air-Konzerten der Philharmoniker hatte ein privates Versicherungsunternehmen ausgesprochen, das deshalb in die Ermittlungen einbezogen wurde. Am Mittwoch wurden, wie berichtet, die Geschäftsräume von Hertha BSC, Alba und der Privatfirma durchsucht. Die gefundenen Unterlagen belegen nach Meinung der Staatsanwaltschaft, dass „auch anderen Personen, darunter einer größeren Zahl von Amtsträgern, Vorteile in Form von Freikarten und Bewirtschaftungsleistungen zugewendet“ wurden. Gemeint ist damit die seit Jahrzehnten übliche Praxis, dass Senatoren, Staatssekretäre und Parlamentarier für Sport- und Kulturveranstaltungen ein bestimmtes Kontingent an Freikarten erhalten.

Alle Beschuldigten reagierten gestern höchst irritiert. Hertha-Geschäftsführer Ingo Schiller bestätigte, dass ein „sehr überschaubarer Kreis von Politikern“ regelmäßig ins Stadion eingeladen werde. Dazu gehört zum Beispiel der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. „Als Repräsentant Berlins“, so der amtierende Senatssprecher Günther Kolodziej. Außerdem ist Wowereit Ehrenmitglied. Geschäftsführer Schiller konnte sich nicht erinnern, dass die Einladung von Politikern jemals problematisiert worden ist. „Ich bin sehr überrascht“, kommentierte er die Ermittlungen. Hertha habe einen Anwalt eingeschaltet. „Ich bin optimistisch, dass der Vorgang sich als juristisch nicht relevant erweist.“

Der Sprecher der Alba AG, Axel Bahr, sagte sogar: „Wir würden uns freuen, wenn mehr Politiker zum Basketball kämen“. Schließlich leiste der Verein für Berlin eine wichtige Arbeit.

Ex-Staatssekretär Bielka mutmaßt, dass die Staatsanwaltschaft lediglich versucht, ein altes Ermittlungsverfahren gegen ihn, das seit eineinhalb Jahren nicht vorankommt, mit der „Freikarten-Aktion“ neu in Schwung zu bringen. Wegen eines umstrittenen Bauprojekts – des „Adlershofer Tors“ – waren im Herbst 2004 Ermittlungen gegen den Bauunternehmer Klaus-Dieter Wolf und den Chef der Entwicklungsgesellschaft BAAG, Jens Krause, aufgenommen worden, die wenig später auf Bielka ausgedehnt wurden.

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