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Gestochen scharf. Für seine Bilder benutzt Vincent Laforet nur die besten Kamera-Linsen. So kann er auch bei Nacht klare Bilder machen. Hier: Die Londoner Innenstadt

© Vincent Laforet

Himmel über Berlin: Pulitzer-Preisträger fotografiert Berlin aus dem Helikopter

Vincent Laforet hat früher für die New York Times Fotos aus Krisengebieten gemacht. Jetzt schießt er spektakuläre Fotos aus der Luft. Auf L.A., London und New York folgt nun Berlin.

Wenn Vincent Laforet am Freitagabend in seinen Helikopter steigt, dann geht über Berlin gerade die Sonne unter. Sobald der Helikopter auf 2500 bis 3000 Metern ist, wird er die Schiebetür öffnen, er wird sich an Haken gesichert aus dem Hubschrauber lehnen, das Gesicht nach unten, und loslegen. Der Fotograf hat das schon in Los Angeles und San Francisco gemacht, in New York und Las Vegas, Barcelona und London. Immer mit dem Helikopter, immer nachts. Jetzt ist Berlin dran. „Jede Minute da oben kostet zwischen 80 und 100 Euro“, sagt er. „Ich schieße so viele Fotos wie möglich.“ Etwa 5000 sind es auf jedem Flug. Die besten 40 kommen auf seine Website.

Die Bilder, die der französisch-amerikanische Fotograf in den USA aufgenommen hat, wurden innerhalb eines Monats 40 Millionen mal angeklickt, tausendfach in sozialen Medien geteilt. Die Kamera macht Dinge sichtbar, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind: weiß-gelb erscheinen die Lichter der Stadt normalerweise. Auf den Fotos sind moderne LED-Lampen auf einmal in hellem Blau, Straßenlaternen in sattem Orange, und die Neon-Leuchten der Bürogebäude in Grün und Magenta.

In Berlin interessieren Laforet besonders die Straßenlaternen. Die leuchten unterschiedlich in Ost- und West-Berlin. Folglich kann man aus der Luft noch recht genau den Mauerverlauf nachzeichnen.

Neue Kameras und Hilfsgeräte helfen

Solche Fotos, sagt Laforet, wären noch vor zwei Jahren technisch nicht möglich gewesen. Nachtfotografie aus dieser Höhe wäre verwackelt gewesen und unscharf. Neue Kameras und Hilfsgeräte helfen nun, das Wackeln des Helikopters ausgleichen.

Zu den Luftaufnahmen ist Laforet eher zufällig gekommen. Jahrelang hat er für die New York Times in Krisengebieten fotografiert. Er war direkt nach dem 11. September 2001 in Afghanistan und Pakistan und nach dem Hurrikane Katrina 2005 in New Orleans. Für seine Fotografien aus Afghanistan bekam er 2002 die höchste Auszeichnung im amerikanischen Journalismus: den Pulitzer-Preis. Irgendwann setzte ihn sein Ressortleiter dann in einen Helikopter, um Luftaufnahmen von New York zu machen. Die waren so gut, dass Laforet den Job bei der Zeitung hinschmiss und sich nun ganz der Luftfotografie widmet. „Ich bevorzuge es mittlerweile, an Orten zu sein, wo man nicht auf mich schießt,“ sagt er lachend.

Unterstützt wird Laforet heute von acht Mitarbeitern, die Flüge planen, das Equipment von Ort zu Ort schaffen und die ihm helfen, Genehmigungen zu bekommen. In Berlin musste sein Flug direkt vom Senat genehmigt werden. Weil der Flug so hoch und zudem bei Nacht stattfindet, brauchte er eine Sondererlaubnis. Die bekam er – unter der Bedingung, dass er dem Senat später einige Bilder zur Verfügung stellen würde.

Allein durch den Verkauf seiner Bilder kann Laforet die Flüge allerdings nicht bezahlen, die Firma G-Technology, die Speichergeräte für Fotografen herstellt, unterstützt ihn finanziell, sie bezahlt auch den Flug über Berlin.

„Wir sehen oft nicht, wie schön unsere Städte sind, bis wir sie von oben sehen“, sagt Laforet. Und da ist noch etwas: „Da oben fühlt man sich den Menschen auf einmal tief verbunden.“

Am heutigen Donnerstag stellt Laforet sein Projekt in der Fabrik 23, Gerichtstraße 23 in Wedding vor, 18-20 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung unter www.eventbrite.co.uk. Drucke der Fotos gibt es zu kaufen unter: www.laforetAIR.com. Sämtliche Fotos aus London sind zu sehen unter: www.storehouse.co/vincent.

Johannes Böhme

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