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Berlin: Hofbäckerin Beate Westphal

Es klingt alles zuerst ein bisschen verrückt – aber es überzeugt und schmeckt köstlich, was die junge, schlanke Frau einem da in ihrer gemütlichen Backstube im Hof an der Oranienburger Straße auftischt: Kekse in Tüten, Bechern, Dosen und auf Tellern! Sie sind ganz real, rund oder kleine Stangen, braun oder schwarzweiß, zuckerarm und nicht ganz wohlfeil.

Es klingt alles zuerst ein bisschen verrückt – aber es überzeugt und schmeckt köstlich, was die junge, schlanke Frau einem da in ihrer gemütlichen Backstube im Hof an der Oranienburger Straße auftischt: Kekse in Tüten, Bechern, Dosen und auf Tellern! Sie sind ganz real, rund oder kleine Stangen, braun oder schwarzweiß, zuckerarm und nicht ganz wohlfeil. Aber Kekse sind für Beate Westphal auch ein Medium, eine Währung und eine gebackene Philosophie. Bäckerin, Berufsberaterin oder Bankerin – sie ist alles zugleich.

Es war eine lange und schwierige Suche nach ihrem Beruf. Sie stammt aus Weißensee, ihr Vater war Schlosser, die Mutter Medizinisch-Technische Assistentin. Aber eigentlich war der Leistungssport das „Zuhause“ der jungen Hürdenläuferin und Sportlehrerin, die Trainer und Sportlehrer ihre Erzieher. Herzchirurgin hatte sie werden wollen. Aber ohne Parteibuch war ein Studium für sie 1986 im Osten nicht möglich.

Dann fiel die Mauer! An der FU durfte sie Diplom-Handelslehrerin werden. Begeistert hat sie bei Walter Dürr die Theorie der Selbstorganisation, „wie man beruflich erfolgreich und glücklich wird“. Und dann ist sie über ihre „Freunde vom Film in die Kunst reingerutscht“. Also hat sie noch zusätzlich Kultur- und Medienmanagement studiert. Ihre beiden Diplomarbeiten handelten vom Fundraising, einmal für die Kultur und einmal für die Hochschulen. Und weil sie für ihre doppelte Ausbildung auch selbst Geld brauchte „und eine wahnsinnige Kreativität“ hat, sammelte sie Mittel für „das intensive Studieren und den erfolgreichen Abschluss der Diplomstudiengänge der Beate Westphal“. Freunde und Bekannte zeichneten für insgesamt 50000 Mark Aktien ihrer „BEA Aktiengesellschaft – Butterfly Company“. Die Satzung sah eine Rückzahlung nach 3 Jahren oder 1000 Tagen vor – und so geschah es. Verdient hat sie es als Fundraising-Beraterin und als Event-Managerin.

Aus der Zeit stammt auch ihr Frust über die langweiligen Kekse, die überall auf den Konferenztischen standen. Das brachte sie auf die Idee, nach eigenen Rezepten zu backen und zu verkaufen. Mit den Keksen „wollte sie Geschichten aus der Kindheit erzählen“ und „auf die Tische der Entscheider“, ein „Keksnetzwerk“ schaffen. So beliefert sie Firmen und finanziert damit ihr eigentliches Anliegen, die Berufsberatung. Ihre „Keksbank“ gibt aber auch kleinere Darlehen an junge Leute für ihre Ausbildung oder für ein eigenes Unternehmen. Zurückzahlen können sie bar, oder sie „backen es ab“, indem sie in der Backstube die Schürze umbinden. Dass das Spaß macht, hat eine zehn Mann starke Truppe aus dem Finanzministerium auf ihrer Weihnachtsfeier bei der Hofbäckerin kürzlich erfahren. Am 20. März wird übrigens wieder der „Keks des Jahres“ gekürt.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Beate Westphal ,

geboren am 12.7.1969 in Berlin-Weißensee. Sportlehrerin, Diplom-Handelslehrerin sowie diplomierte Kultur- und Medienmanagerin. Hofbäckerin und Berufsberaterin.

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