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Berlin: Hohe Haftstrafen für Lehrermord: Vor Gericht blieben die Schüler cool Drei Jugendliche stachen und schlugen auf Opfer ein – die Tat gaben sie nicht zu

Die drei Schüler hatten sich das unglaubliche Verbrechen gegenseitig in die Schuhe geschoben. Geholfen hat es ihnen nicht.

Die drei Schüler hatten sich das unglaubliche Verbrechen gegenseitig in die Schuhe geschoben. Geholfen hat es ihnen nicht. Wegen gemeinschaftlichen Mordes an Oberstudienrat Joachim K. wurden die 16 und 17 Jahre alten Jungen gestern zu neun, neuneinhalb und der höchstmöglichen Jugendstrafe von zehn Jahren verurteilt. „Es war eine extrem brutale, grausame und menschenverachtende Tat“, hieß es im Urteil des Berliner Landgerichts. Die Jugendlichen hätten ihr Opfer „regelrecht abgeschlachtet“ – mit einem Fleischklopfer, einer Schere und einem Messer.

Kassem K., Behudin B. und Xhevat S. hatten ihr Opfer, einen Mathematik- und Physiklehrer, am 11.Mai vergangenen Jahres in einer Bar in der Fuggerstraße in Schöneberg kennen gelernt. Sie gaben sich als Strichjungen aus und wollten einen Freier ausrauben. Der 47-jährige Joachim K. bot 150 Euro für Sex und lud zwei der Jugendlichen zu sich ein. Der geschiedene Mathe- und Physiklehrer lebte allein in einem Einfamilienhaus in Rahnsdorf. Als er mit dem Bosnier Behudin und dem Kosovo-Albaner Xhevat in seinen Audi A4 stieg, setzte sich der Libanese Kassem heimlich mit ins Auto. Ein Verteidiger sagte am Rande des nicht öffentlichen Prozesses, die Tötung des Lehrers sei nicht geplant gewesen. Die Gewalt sei laut Gericht eine Reaktion auf die unerwartet heftige Gegenwehr des Opfers gewesen. Erst dann hätten alle drei aus Habgier den Vorsatz gefasst, den Mann zu töten. Joachim K. wurde angegriffen, als er sich dem damals 15-jährigen Behudin sexuell näherte. Die Jugendlichen schlugen ihn mit einer Glasschale und mindestens sieben Mal mit einem Fleischklopfer. Einer der drei Angeklagten stach mit einer Schere zu, Behudin mit einem Messer. Der Kampf zog sich durchs ganze Haus. Vier der mehr als 30 Stichverletzungen waren tödlich. Während Joachim K. im Flur verblutete, durchsuchte das Trio das Haus und flüchtete mit Sparbuch und Geldkarten im Audi des Opfers.

Im Prozess räumten die Jugendlichen lediglich den Vorwurf des Raubes ein. Keiner gab die Gewalt zu, keiner soll Reue gezeigt haben. Der 17-jährige Xhevat S. erhielt die höchstmögliche Jugendstrafe. Einbezogen wurde eine frühere Verurteilung: Nur zwei Monate vor dem Raubmord an dem Lehrer war der Schüler wegen Raubes zu einer Bewährungsstrafe von 15 Monaten verurteilt worden. Das ungewöhnlich harte Urteil soll die drei nicht erkennbar berührt haben. Ihre Verteidiger hatten auf Strafen von maximal fünf Jahren wegen schweren Raubes plädiert und kündigten Revision an.

Kerstin Gehrke

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