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Berlin: Hohenschönhausener BVV-Fraktion tagte erstmals öffentlich

Wirtschaftsstadtrat Matthias Stawinoga kratzt sich am Kopf. "Tja, wenn der Andreas noch nicht da ist, fang ich erst mal an", sagt er und berichtet von den Schwierigkeiten der Bezirke Hohenschönhausen und Lichtenberg.

Wirtschaftsstadtrat Matthias Stawinoga kratzt sich am Kopf. "Tja, wenn der Andreas noch nicht da ist, fang ich erst mal an", sagt er und berichtet von den Schwierigkeiten der Bezirke Hohenschönhausen und Lichtenberg. Die beiden sollen ab Januar 2001 ein großes Ganzes bilden, und wie das gehen soll, ist bislang nur in Umrissen zu erkennen. Es ist Montagabend und die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung von Hohenschönhausen tagt zum ersten Mal öffentlich. Dafür ist der Aufenthaltsraum einer Seniorenstätte in einem Plattenbau an der Warnitzer Straße gemietet worden. Ein Dutzend Menschen ist gekommen.

Eigentlich sollte der Lichtenberger Baustadtrat Andreas Geisel ("der Andreas") jetzt über "Visionen und Perspektiven im Bereich Bauen und Stadtentwicklung" sprechen. Doch wie später klar wird, hat sich Geisel zwischen den ineinander geschachtelten Plattenbauten an der Pablo-Picasso-Straße verlaufen. Er muss über Handy herbeigelotst werden, das dauert seine Zeit.

Zeit, die Matthias Stawinoga füllen muss. Klar, dass es nicht ganz leicht ist, zwei komplette Bezirksrathäuser mit all den Standesämtern, Kindertagesstätten, den Planungsabteilungen und Verwaltungsbüros zu verschmelzen. Stawinoga fallen jede Menge Probleme dazu ein. Und da er vor Fraktionskollegen sitzt, beschreibt er die Mühen beim Zusammengehen von Hohenschönhausen und Lichtenberg in einem Fach-Chinesisch voller technokratischer Vobabeln. Er konfrontiert seine Zuhörer erbarmungslos mit dem "Anforderungsprofil", der "Serviceeinheit" und dem "Luv". Was für Luft, fragt hinten jemand und erfährt, dass es sich ganz einfach um einen künftigen Verwaltungsteil handelt.

Die Tür geht auf, der gestresste Gastredner erscheint mit 30-minütiger Verspätung. Geisel zählt zum kleinen Kreis der jungen Hoffnungsträger in der Berliner SPD und gilt als Pragmatiker ohne Angst vor Tabus. Seine ersten Worte machen klar, dass er es ist. "Wer Visionen hat, muss zum Augenarzt", sagt der Baustadtrat, er wolle über Konkretes reden. Und das tut er. Geisel will die leeren Erdgeschosswohnungen in den Plattenbauten an Bäcker, Ärzte oder Anwälte vermieten und bei dieser Gelegenheit gleich das "Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum" kippen. Einem Teil der "viel zu vielen Einkaufscenter" in Lichtenberg will er den Weg zu neuen Nutzern und damit zu Mietern ebnen. Und er will verhindern, dass die Plattenbauten am Fennpfuhl zu einer Kolonie von Spätaussiedlern aus Russland werden. Und sonst? "Neulich war ich auf dem Winterfeldt-Markt. So was sollten wir auch haben", sagt er.

brun

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