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Berlin: Holocaust-Mahnmal: Goebbels Bunker wird überbaut

In zwei Wochen werden die ersten von 2700 Stelen aufgestellt – teilweise werden sie direkt auf den erhaltenen Schutzraum gesetzt

Von Lothar Heinke

In zwei Wochen sollen auf dem Gelände des Holocaust-Mahnmals die ersten von insgesamt 2700 Stelen gesetzt werden – teilweise direkt auf die Betondecke des weitgehend unbekannten „Goebbels-Bunkers“. Jetzt wurde die stählerne Abdeckung des Bunkers freigelegt, um das Bauwerk zu sichern. Nach den Plänen des Architekten Peter Eisenman wird der Schutzraum des NS-Agitators in das Stelenfeld und damit in das Denkmal für die ermordeten Juden Europas einbezogen.

Der Bunker mit seinen elf Räumen liegt etwa drei Meter tief unter der Erde am Nordostrand der Fläche des künftigen Mahnmals und war 1997 im Zuge der Bauvorbereitung des Geländes geöffnet, untersucht und vermessen worden. Der Nazi-Propagandaminister hatte den Bunker genutzt, bis die Dienstvilla Goebbels’ an der nordwestlichen Ecke des heutigen Mahnmalgeländes – nahe der Ebertstraße – im November 1944 durch einen Bombentreffer zerstört worden war.

Während der Reichspropagandaminister danach im Bunker des Hotels Kaiserhof und zum Schluss des Krieges im „Führerbunker“ Zuflucht suchte, diente der Bunker nahe der Behrenstraße als Kommandostelle, zuletzt als Befehlsstand der SS-Division „Nordland“.

In der Berliner Öffentlichkeit ist die Existenz und Lage des Goebbels-Bunker kaum bekannt. Das Erdreich bedeckte immer die obere Betonplatte, Eingänge sind nicht mehr sichtbar. Der Verantwortliche für die bauliche Koordination und Realisierung des Mahnmals, der Architekt Dr.-Ing. Günter Schlusche, betont, dass der Bunker von Berlins Denkmalpflegern und Archäologen vollständig untersucht und gut dokumentiert worden sei. „Hier hat sich historisch nichts Besonderes abgespielt, es ist ein leeres, feuchtes Gemäuer, das bleibt so im Erdreich wie es ist; wir gehen mit dem Stelenfeld darüber hinweg und lassen es unangetastet.“

Freilich ist die Existenz eines Gemäuers, in dem der Propagandachef des Dritten Reiches erlebte, wie der von ihm und seinesgleichen angezettelte Weltkrieg auf Deutschland zurückschlug, ein weiterer Knoten im spannungsreichen Netzwerk von Begebenheiten und Standorten: Nicht weit vom Mahnmal war der ehemalige Führerbunker, zu DDR-Zeiten war hier das unbetretbare Sperrgebiet und die Mauer, neu entstanden sind das Hotel Adlon, man sieht das Brandenburger Tor, den Reichstag, den neuen Potsdamer Platz, die Ländervertretungen, DDR- Wohnbauten – und gegenüber Herrn von Goethe in Marmor am Rande des Tiergartens. „Gibt es einen spannenderen Platz in Berlin?“, fragte jüngst auch der Architekt des Stelen-Feldes, Peter Eisenman.

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