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Berlin: Horror vacui

Andreas Conrad über die postberlinale Katerstimmung Gibt es ein Leben nach dem Kino? Na, das wollen wir doch mal sehen.

Andreas Conrad über

die postberlinale Katerstimmung

Gibt es ein Leben nach dem Kino? Na, das wollen wir doch mal sehen. All diese Stars, der unentwegte Glamour, die roten Teppiche, die Bläschen im Sekt, die unter unseren Augen zerplatzten – nein, als Dauerzustand geht das nicht, auch wenn es schön war. Irgendwann muss Schluss sein, will man durchatmen, schon um der Gerechtigkeit willen. All die anderen, uns bislang nicht persönlich unter die Augen getretenen Lichtgestalten – sie dürsten doch auch nach unserer Aufmerksamkeit. Aber wie sollen wir sie ihnen zuwenden, wenn wir uns noch den Hals verrenken nach denen, die längst weg sind?

Schluss, aus, vorbei also – natürlich nur bis auf weiteres. Denn wir sind ja mittlerweile verwöhnt, sonnen uns in der auf Berlin gerichteten Aufmerksamkeit der Stars wie diese sich in der unseren. Eine Hand wäscht die andere – wo sonst sollte dieser Satz gelten wenn nicht hier. Keine Sorge, liebe Stars: Wenn wir jetzt auch etwas übersättigt sind, der Ruhe bedürftig, es handelt sich doch nur um einen bald vorübergehenden Zustand. Also nicht erzürnt die Koffer wieder auspacken, verehrte Jennifer Lopez. Wenn Sie, wie angekündigt, hier doch noch ihre „Manhattan Love Story“ vorstellen wollen, stehen wir wieder ganz vorne in der Reihe. Auch Sie, lieber Roberto Benigni, seien Sie beruhigt. Alles nur eine vorübergehende und allzu verständliche Erschöpfung. Aber wenn Sie hier ihren Pinocchio hervorholen, schauen wir ganz genau hin, wie lang seine Nase wohl schon ist. Und Sie, Jack Nicholson, wollten Sie nicht auch mal vorbeischauen?

Es war eine Überdosis, wir haben sie genossen, haben jetzt einen Kater, aber bald geht es weiter. Sucht auf Glamour? Ja, kann man so sagen. Also, bitte, bitte – kommt schnell zurück, ihr Lichtgestalten der Welt.

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