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Berlin: Horst Porath: "Die Love Parade wird sich freuen"

Sein Gesicht hat sich eingeprägt, bundesweit machte ihn das Fernsehen bekannt. Die Zuschauer haben sich daran gewöhnt, ihn vor allem im Sommer zu sehen und seine kritischen Worte zu hören.

Sein Gesicht hat sich eingeprägt, bundesweit machte ihn das Fernsehen bekannt. Die Zuschauer haben sich daran gewöhnt, ihn vor allem im Sommer zu sehen und seine kritischen Worte zu hören. Erst vor drei Wochen konnte man ihn auf allen Kanälen betrachten. Gern hätte er freundlicher in die Kameras geblickt, gelächelt, vielleicht auch mal gelacht. Aber das wollte ihm einfach nicht gelingen. Er wirkte bedrückt, konnte sich nicht verstellen. Viele sahen in ihm einen letzten aufrechten Mahner, andere einen Spielverderber, Miesmacher und Bedenkenträger. Aber der Anlass, der ihn immer wieder ins öffentliche Rampenlicht rückte, war ihm zuwider. "Die Love Parade wird sich freuen", sagt er nun mit bitterem Unterton. Horst Porath hat als Tiergartener Baustadtrat bald nichts mehr zu sagen.

Nicht die Love Parade, aber ihre Route durch den Tiergarten hat ihn regelmäßig in Rage gebracht. Während sich Senatoren als Raver outeten, warnte er immer wieder vor irreparablen Schäden am Grün und dem Müllproblem, aber seine Worte gingen im Spektakel unter. Hinterher zog Porath bittere Bilanzen auf den Spuren der Love Parade. Dieses Jahr war es für den Tiergarten seine letzte: Porath ist zum Fusionsopfer geworden. Berlins bekanntester Baustadtrat wird Ende Dezember dieses Amt, an dem er hängt, verlieren. Dann nämlich gibt es den Fusionsbezirk Mitte, in dem Tiergarten und Wedding aufgehen. Und die Mehrheit von Schwarz-Grün hat sich gerade erst auf ein gemeinsames Konzept verständigt, was politisch gesehen zwar eine kleine Sensation ist, dem 50-jährigen SPD-Mann im künftig aufgeteilten Baubereich aber keinen Platz mehr lässt. Das ist bitter für ihn, aber Porath versichert: "So ist eben Demokratie, das sehe ich locker und gefasst".

Was er dann macht, weiß er heute nicht, aber die Politik will er nicht verlassen, fühlt sich dem Heimatbezirk, wie er sagt, zu sehr verhaftet. Die SPD hat ihn im Fusionsbezirk als Stadtrat nominiert. Am 31. Dezember wird er elfeinhalb Jahre Tiergartener Baustadtrat gewesen sein, 30 Jahre Lokalpolitik hinter sich haben. Und schon bevor ihn die Love Parade zum Berufskritiker machte, verstand es Porath, immer wieder öffentlichkeitswirksam von sich reden zu machen. Bis heute vergeht kaum eine Woche, in der er nicht von saftigen Bußgeldern berichtet, die er gerade wieder irgendeinem Hauseigentümer wegen Leerstands oder Zweckentfremdung von Wohnraum aufgebrummt hat. Über eine Million Mark sollen das inzwischen schon sein. So ist über Jahre der Eindruck entstanden, von allen Berliner Bezirksämtern sei das Tiergartener in Sachen Wohnraum-Kontrolle das aktivste.

Horst Porath wird bald sein Büro im Rathaus Tiergarten räumen, das fast wie ein Wohnzimmer wirkt. Von hier aus hätte er vor etlichen Jahren beinahe auch den Sprung zum Bezirksbürgermeister geschafft, alles lief auf ihn hinaus. Aber die Wahlen brachten dann ein anderes Ergebnis. Porath blieb Baustadtrat. Nun sind keine Wahlen, und er muss trotzdem gehen.

C. v. L.

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