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Berlin: „Hygiene ist Landessache“

Dreck in den Schulen: Eltern und Politiker fordern Konsequenzen

Eltern wischen in Schulen die Böden, streichen Heizungen, Wände und Türen oder befreien Lampen von einer dicken Staubschicht. Aber irgendwo ist Schluss. „Die Eltern weigern sich, auch noch die Toiletten zu putzen. Die Hygiene ist nun einmal die Aufgabe des Landes“, sagte André Schindler, Vorsitzender des Landeselternausschusses Berlin gestern dem Tagesspiegel. „Kein Wunder, dass in Treptow wegen des Drecks nicht unterrichtet wurde – wenn alles nur noch billig und schnell gemacht wird.“ Am Freitag waren die Schüler der Grundschule am Mohnweg wegen verdreckter Toiletten nach Hause geschickt worden: Der Mitarbeiter der privaten Reinigungsfirma war nicht gekommen. „Das muss ernste Konsequenzen haben“, so Schindler.

Die FDP fordert nun, dass Schulen künftig selbst entscheiden können, wer bei ihnen sauber macht. „Sie müssen das Budget bekommen. Sie haben den direkten Draht und die Kontrolle“, sagte gestern Mieke Senftleben, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. „Der Weg über das Bezirksamt ist viel zu lang und zu anonym.“

Gerhard Schmid, schulpolitischer Sprecher der CDU, will eine Balance findenzwischen Eigenverantwortung und öffentlicher Hand. „Jeder muss sich um die Sauberkeit kümmern. Bezirksamt, Schulen, Eltern und Schüler.“ Zudem solle der Leistungskatalog für die Reinigung erweitert werden. „Wenn das Abstauben von Fensterbrettern nicht mehr drin steht, nützt es auch nichts, wenn man eine andere Firma einstellt“, sagte er.

Eigene Putzinitiativen von Schülern und Eltern hat es schon viele gegeben: Am Droste-Hülshoff-Gymnasium sparte man sich so das Geld für einen Theaterkeller zusammen. An der Möwensee-Grundschule in Mitte renovierten Eltern und Schüler die Sanitärräume. An der Steglitzer Grundschule am Karpfenteich wurde ein so genanntes „Fifty-Fifty-Modell“ gestartet. Fünfzig Prozent des durch eigene Reinigung gesparten Geldes sollten an die Schüler gehen. „Aber es dauerte fast zwei Jahre, bis wir das Geld vom Bezirk bekamen“, so Mathia Specht-Habbel, Vorsitzende der Elterninitiative der Schule. Wegen der folgenden Haushaltssperre war das Projekt schnell vorbei. Und manche Ecken sind nun wieder schmutzig. „Einige Reinigungskriterien kommen in der neuen Din-Norm gar nicht mehr vor“, sagte André Schindler. „Und die Firmenkräfte wissen oft nicht, was sie putzen sollen. Sie verstehen kaum Deutsch.“

Maxi Leinkauf

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