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Berlin: Ich-AG am Steuer: BVG-Fahrer sollen ihren Bus kaufen

Ideen für Nahverkehr präsentiert – mit neuartigen Schülerkarten sollen Kinder und Jugendliche künftig deutlich billiger fahren

Schüler könnten bald erheblich billiger als heute mit Bahnen und Bussen fahren, und wenn sie dann in einen Bus steigen, sitzt vielleicht eine Frau oder ein Mann am Steuer, denen der Doppeldecker gehört. Beide Ideen gehören zum Konzept des neuen BVG-Chefs Andreas Graf von Arnim, der damit die BVG auf dem Sanierungskurs voranbringen will. Mit rund 100 Millionen Euro war der Verlust des Unternehmens im vergangenen Jahr höher als geplant.

Die Fahrgeld-Einnahmen stagnieren nach von Arnims Angaben bei etwa 400 Millionen Euro im Jahr. Dem BVG-Chef schwebt nun vor, bei Schülerkarten das so genannte Power Pricing einzuführen. Je mehr Schüler sich ein Ticket kaufen, um so billiger würde es werden. Derzeit kostet die Schülerkarte 23 Euro, Geschwister sind mit 15 Euro dabei.

Die BVG will aber nicht nur die Einnahmen steigern, sondern parallel die Kosten senken. Auch hier hat sie ihr Planziel bisher nicht erreicht. Mit neuen Ideen will von Arnim den Personalabbau wieder in Fahrt bringen. Busfahrer könnten, so schwebt dem BVG-Chef vor, Fahrzeuge übernehmen und selbstständig im Auftrag der BVG als Ich-AG betreiben. Einzelne könnten sich auch zu einer Genossenschaft zusammenschließen. Die Busse würden weiter auf den Höfen der BVG stationiert bleiben, wo sich auch die Werkstatt befindet. Befürchtungen, bei einem Erfolg dieses Modells würden überall in der Stadt die Großen Gelben vor der Haustür der Eigentümer parken, wies von Arnim zurück.

Weil die BVG immer noch zu viel Personal an Bord hat, gibt es auch neue Abfindungsmodelle. Das Ausscheiden aus dem Betrieb soll durch Wohnungseigentum kompensiert werden können. Die BVG kann dabei auf einen Bestand von 5400 Wohnungen zurückgreifen. Statt wie bisher eine Einmalzahlung zu erhalten, sollen freiwillig ausscheidende Mitarbeiter in Zukunft auch ein „Versorgungspaket“ mit einer Zusatzrente wählen können. Bisher erhalten Fahrer und Werkstattmitarbeiter bis zu 50000 Euro als Abfindung, bei Angestellten kann sie 92000 Euro erreichen. Die Übertragung einer Wohnung stellt nun einen wesentlich höheren Wert dar.

Der Vorstand muss aber handeln, wie von Arnim zugibt. Rund 13000 Mitarbeiter hat die BVG derzeit; 500 mehr, als im Sanierungskonzept vorgesehen. Hinzu kommen tausend Beschäftigte beim Tochterunternehmen Berlin Transport, wo die Löhne geringer und die Arbeitszeit länger ist als bei der BVG-„Mutter“. Etwa 400 Mitarbeiter scheiden im Jahr aus Altersgründen aus. 500 bis 700 müssen zusätzlich pro Jahr zum freiwilligen Verlassen bewegt werden, wenn die BVG ihr Sanierungsziel bis 2007 erreichen will. Eine eigene Vermittlungsagentur soll sich um die Mitarbeiter kümmern.

Unter dem Begriff „Lenkrad“ hat der Vorstand jetzt den weiteren Reformkurs zusammengefasst. Dazu gehören auch Einschnitte im Netz, das nach von Arnims Ansicht zum Teil überdimensioniert ist. Schwarzfahrerkontrollen sollen weiter verstärkt werden, Mitarbeiter aus der Verwaltung Präsenz auf den Bahnhöfen zeigen – zum Beispiel bei Fahrgastbefragungen. Unzufriedene Kunden sollten sich beschweren, fordert Andreas Graf von Arnim, denn „daraus können wir nur lernen“.

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