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Berlin: Ihn hatte keinerauf der Liste

Hans-Christian Ströbele bereitete seiner Partei ein grünes Wunder

Sein Versuch, zurück in den Bundestag zu kommen, schien aussichtslos. Doch dann wurde Hans-Christian Ströbele der Held des Wahlabends, ein grüner Pionier. Denn das, was dem 63-Jährigen gelang, schaffte bisher kein grüner Politiker: als Direktkandidat in den Bundestag gewählt zu werden. Ströbele setzte sich im Wahlbezirk Kreuzberg-Friedrichshain gegen seine Konkurrenten, den SPD-Politiker Andreas Matthae und die parteilose PDS-Kandidatin Bärbel Grygier, durch. Für Ströbele war es der einzige Weg ins Parlament, denn einen Platz auf der Landesliste seiner Partei hatte er nicht. Auf der grünen Wahlparty im Tempodrom wurde Ströbele gefeiert wie ein Star.

Der Rechtsanwalt und Kreuzberger Altlinke ließ auf der Siegesfeier jedoch lange auf sich warten. Bei seinem Erscheinen gab es minutenlangen Beifall für den alt-linken Pazifisten. Er hatte das Wochenende im Bett verbracht. Erst am Freitag war Ströbele an einem Wahlstand von einem Neonazi niedergeschlagen worden und hatte eine Gehirnerschütterung erlitten (siehe Seite 18).

„Nicht ganz überraschend“ kam Ströbeles Wahlerfolg für Kurt-Dietmar Lingemann. Der 47-Jährige führte das Wahlkampfteam des grünen Bundestagsabgeordneten in dessen Wahlkreis. „Am Anfang war ich sehr skeptisch“, sagt Lingemann, „aber im Laufe des Wahlkampfs habe ich gespürt, dass Christians Chancen wuchsen.“

Die Grünen mit ihrem großen Wahlerfolg und der von ihnen abgeschriebene Kandidat, der ohne Listenplatz ins Rennen gegangen war, haben nach Ansicht Lingemanns gegenseitig voneinander profitiert. Ströbele habe seinen unerwarteten Erfolg vor allem seiner „konsequenten Haltung“ bei der Ablehnung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr zu verdanken. Er sei dabei gerade in der letzten Phase des Wahlkampfes von zwei prominenten Wahlhelfern unterstützt worden. Lingemann ist überzeugt: „Die Aussagen Schröders und Fischers gegen eine militärische Lösung des Konflikts mit dem Irak kamen auch Christian zugute.“ Aber auch Ströbeles besondere Rolle „als einsamer Wolf“, der einen vermeintlich aussichtslosen Kampf führt, hat nach Einschätzung seines Wahlkampf-Organisators zum grünen Wunder beigetragen. wie

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