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Ariane Ascaride als Lehrerin Madame Anne.

© dpa

Im Kino: Sie schafft es

„Die Schüler der Madame Anne“ erzählt die Geschichte einer Lehrerin, die eine Problemklasse erfolgreich motiviert. Eine seichte Komödie ist der Film nicht. 

„Das Abitur besteht ihr sowieso nicht“, bekommen die Schüler der 10b aus dem Pariser Vorort Créteil immer wieder gesagt. Sie sind die schwarzen Schafe, die Versager, die Problemschüler. Dem Unterricht folgen sie nur in den seltensten Fällen, religiöse Konflikte treten in der Klasse auf und überhaupt haben sie sich und ihre Umwelt größtenteils abgeschrieben. Das ändert sich erst, als die energische Lehrerin Madame Gueguen, gespielt von Ariane Ascaride, die Klasse übernimmt. Sie lässt sich nicht von den Schülern einschüchtern, glaubt an jeden einzelnen von ihnen.

Als die Klasse gemeinsam an einem bekannten nationalen Wettbewerb teilnimmt, ist die Klasse zunächst skeptisch. Welche Chance haben sie dabei schon? Doch durch ihre einfühlsame Art zu unterrichten, schafft es Madame Gueguen das Interesse der Schüler für den Wettbewerb „Kinder und Jugendliche im System der Konzentrationslager der Nazis“ zu entfachen.

Hinterlässt Spuren

Vor allem ein Besuch bei einer Gedenkstätte hinterlässt Spuren bei den Schülern – und auch beim Zuschauer. Das wenige Licht, das den düsteren Ort beleuchtet, vermittelt eine bedrückende und zugleich sehr intensive Atmosphäre. Diese beeindruckenden Bilder sind die stärksten des Films.

Und dann ist da noch der Zeitzeuge Léon Zyguel, der von seinen Erlebnissen im Konzentrationslager Buchenwald erzählt. Léon Zyguel ist kein Schauspieler, er hat alles wirklich erlebt.

Die Schilderungen Zyguels und die Auseinanderseitzung mit dem schwierigen Thema verändern die Schüler. Sie entwickeln mehr Respekt für das Leben und  finden zu einem solidarischen Miteinander. Sie rücken zusammen.

Guten Lehrern gewidmet

Der erst 20-jährige Ahmed Dramé, der mit diesem Film eine Anekdote aus eigenen Schulzeit erzählt, schrieb ein 60-Seitiges Drehbuch und schickte es spontan an die Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar. Das Drehbuch wurde schließlich zur Vorlage von „Die Schüler der Madame Anne“. Dramé hofft, durch den Film seinen ehemaligen Mitschülern und seiner Lehrerin, die sein Leben maßgeblich veränderte, ein Geschenk machen zu können.

Regisseurin Mention-Schaar („Meine erste Liebe“, „Willkommen in der Bretagne“) geht es um die grundsätzliche Aussage: Sie will die Bedeutung guter Lehrer in den Mittelpunkt rücken. Lehrer können in ihrer gesellschaftlichen Schlüsselrolle das Leben junger Menschen sowohl zum Schlechten, als auch zum Guten ändern können. Viele seien so wie Madame Anne, findet die Regisseurin, nur mache man über sie in der Regel keine Filme.

Keine leicht verdauliche Komödie à la „Fack ju Göhte“

Schade, dass einigen Schülern nicht genug Onscreen-Time gewidmet ist, um die Entwicklung der Charaktere eindrücklicher zu beschreiben. Der Film ist in seinem Handlungsverlauf oft zu schnell. Es wirkt, als würden an manchen Stellen Szenen fehlen.

Dennoch: Gerade die besonderen Elemente, etwa mit dem Zeitzeugen Léon Zyguel, machen den Unterschied zu einer leicht verdaulichen Schulkomödie wie „Fack ju Göhte“. Ohne zu viel Ktisch, ist „Die Schüler der Madame Anne“ eine gelungene Hommage an gute Lehrer. Ein Film mit Tiefgang, mitreißend und authentisch erzählt. Absolut sehenswert!

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Cyrill Callenius

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