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Berlin: Im Kreisel gehen die Lichter aus

Die Rathausbüros in dem asbestbelasteten Hochhaus leeren sich Im November soll der letzte Mitarbeiter ausgezogen sein. Dann wird saniert

Zunehmend leert sich der asbestbelastete Kreisel, der vom nächsten Jahr an für rund 17 Millionen Euro saniert werden soll. Aus dem 29-stöckigen Rathaus von Steglitz-Zehlendorf an der Schloßstraße ziehen nach und nach die einzelnen Dienststellen aus, dafür wird im alten Rathaus Zehlendorf zusammengerückt oder andernorts neu eingezogen. Spätestens im November verlässt der letzte Mitarbeiter das Haus. Noch ist unklar, was aus dem Gebäude nach der Sanierung werden soll. Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) schlägt vor, den Kreisel zum Wohnhaus zu machen.

Das Hochhaus, sagt er, liegt zentral und verkehrsgünstig, planungsrechtlich ist der Einbau von Wohnungen zulässig, nur weitere Rettungswege müssten geschaffen werden. Eine Büronutzung scheint dem Stadtrat unwahrscheinlich, da das Land Berlin das Bauwerk nicht mehr nutzen wolle und die BVG als neue Zentrale den Standort Mitte bevorzuge. Ein „Shopping-Center im Hochformat“ könne er sich auch nicht vorstellen. Aber Wohnungen – vielleicht mit einer Aussichtsplattform samt Gastronomie –, das ließe sich machen, wenn es Investoren dafür gebe. Der Bezirk werde das Haus zum Jahresende nicht mehr bewirtschaften und es an die landeseigene Berliner Immobilien-Management-Gesellschaft (BIM) übergeben, damit auch die Verantwortung. Aber die Stadtplanung werde das Hochhaus im Auge behalten, betont Stäglin. An einen möglichen Abriss will der Stadtrat erst gar nicht denken, das Haus sei prägend für das Stadtbild.

Die BIM wird sich um die Asbestsanierung, die auf gut 24 Monate veranschlagt ist, kümmern müssen. Der Stadtrat will, dass der Kreisel nicht nur von Schadstoffen befreit, sondern „mit ordentlicher Fassade“ wieder aufgebaut wird. „Die Landespolitik muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein, an dieser Stelle keine dauerhafte Ruine stehen zu lassen.“

Die Finanzverwaltung hofft noch, das Gebäude doch als Büro- und Geschäftshaus loszuwerden, schließt Wohnungsbau nicht aus. „Zum Verkauf steht der verbleibende Rohbau“, heißt es im Exposé für das kürzlich beendete Interessenbekundungsverfahren für den Kreisel, in dem die Behörde nach Bewerbern suchte. Der mögliche Käufer solle Rechte und Pflichten einer Eigentümergemeinschaft mit der Firma Becker & Kries übernehmen (ihr gehört der Flachtrakt mit Hotel und Geschäften). Damit sei er verpflichtet, das Hochhaus herzustellen, das Land aber werde dort keine Büroflächen mehr mieten. Clemens Teschendorf aus der Finanzverwaltung spricht von einem „verhaltenem Interesse“. Im Moment spreche man mit einem Bewerber.

Christian Kube von Becker & Kries sagt, es hätten sich vor geraumer Zeit zwei Unternehmen gemeldet, die im Kreisel hochwertige Eigentumswohnungen einrichten wollten oder auch ein Boardinghouse. Das Interesse sei offenbar erlahmt. Leider hülle sich auch das Land Berlin in Schweigen, was es mit dem Kreisel vorhabe. Für Wohnungsbau sei jedenfalls kein Interesse erkennbar. Kube verweist auf einen schwebenden Rechtsstreit mit dem Land Berlin: Die Firma will, dass Berlin seinen Hochhausanteil nicht nur von Asbest befreit, sondern wieder ein komplettes Gebäude herstellt. Das „Gerippe einer sagenumwobenen Asbestschleuder“ sei geschäftsschädigend für die Mieter im Flachtrakt, „wir wollen keine Ruine am Ende der Schloßstraße“.

Im Kreisel werden derzeit die Kisten schon gepackt. Im Rathaus Zehlendorf wird auch gepackt und zusammengerückt, Abteilungen ziehen um. Das alte Rathaus Lankwitz, ehemalige Räume der Verfassungsschützer Auf dem Grat, vorübergehend auch Container Unter den Eichen sollen bezogen werden. Die Leistikow-Schule wird zur Behörde, und das Grünflächenamt hat sich schon von seiner Gärtnerei an der Fischerhüttenstraße getrennt. „Perspektive Bauland“, sagt der Stadtrat. Die Perspektive des Kreisels: Am 23. November ist erst mal Schluss.

Christian van Lessen

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