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Berlin: Im Viel-Augen-Gespräch

Am Stand des Tagesspiegels auf dem Kollwitzplatz diskutierten wieder Leser und Redaktion.

Von Fatina Keilani

Es gibt viele Wege, mit der „Tagesspiegel“-Redaktion in den Dialog zu treten, aber das direkte Gespräch ist doch immer noch der schönste. Auch beim zweiten „Marktgespräch“ des Tagesspiegels am Samstag auf dem Kollwitzplatz war das nicht anders. Chefredakteur Lorenz Maroldt, Geschäftsführer Joachim Liebler, Vertriebschef Axel König und einige Redakteure standen Lesern und Passanten stundenlang Rede und Antwort.

Die meisten von diesen zeigten sich mit der Zeitung und speziell dem Niveau der Texte zufrieden; das hören wir gern, aber Kritik ist genauso willkommen, damit wir noch besser werden.

Leserin Dörte Jahnke, 34, bemängelte zum Beispiel, die Berichterstattung sei nicht radfahrerfreundlich genug. Und das, obwohl in der Berlin-Redaktion mehrere überzeugte, fast schon als militant zu bezeichnende Radler arbeiten. Der Reiseteil sei mal der Grund für sie gewesen, die Zeitung im Abo zu bestellen, so Jahnke, doch der sei mittlerweile recht „kreuzfahrtlastig“ geworden, das möge sich bitte wieder ändern. Abonnentin Helga Haag wünschte sich mehr sozialkritische und weniger „seichte“ Themen – von dem Sechs-Kilo-Baby hätte sie lieber nichts gelesen. Sie schwärmte von Martenstein und Lackmann.

Besonderes Lob fand die Nachrufe- Seite, die von vielen hervorgehoben wurde. Um sie zu lesen, braucht man allerdings mal eine besinnliche Minute, und Zeit scheint Mangelware zu sein. Über „keine Zeit zum Zeitunglesen“ klagten jedenfalls einige der Vorbeihastenden, die auf einem der schönsten Wochenmärkte Berlins Leckereien fürs Wochenende besorgten und zudem oft mehrere Kinder dabeihatten. Ob die Tagesspiegel-Gummibärchen ein Ansatz sind, sie zu Lesern von morgen zu machen?

Heute lesen sie jedenfalls mit Vergnügen den Kinderspiegel. Lehrerin Barbara Schubert hat ihn vor ihrer Pensionierung regelmäßig im Unterricht behandelt und lobte: „Das ist eine wunderbare Kinderseite, es gibt keine bessere.“

Schon bei vielen erwachsenen Marktbesuchern war zu hören, sie würden die Zeitung nur noch auf dem iPad lesen; die heutigen Kinder wachsen erst recht in eine Online-Welt hinein. Was aber weniger eine Frage der Inhalte ist als der Vertriebswege. Denn über Inhalte denken auch Online-Leser kritisch nach, und mehrere auf dem Markt bekundeten auch, dafür zahlen zu wollen. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, sagte einer, „und das gilt im Journalismus ganz besonders.“ Fatina Keilani

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