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Berlin: Immer wieder auf der Kippe

Seit der Wende gibt es Pläne, den Tierpark in Friedrichsfelde zu schließen – nun steht er auf einer Sparliste des Finanzsenators Thilo Sarrazin

Von Klaus Kurpjuweit

Ein Tierpark und ein Zoo unter einem gemeinsamen Dach – das gibt es so wohl nur in Berlin. Teilungsbedingt. Der Tierpark in Friedrichsfelde war 1955 von der DDR als Gegenstück zum West-Zoo gegründet worden. Und seit der Einheit steht er immer wieder auf der Kippe - wie jetzt erneut auf der Giftliste aus dem Haus von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD).

Ob es den Direktoren Bernhard Blaszkiewitz vom Tierpark und Jürgen Lange vom Zoo gestern nach der Veröffentlichung der vorgeschlagenen Streichliste im Tagesspiegel die Sprache verschlagen hatte, oder ob sie den Vorschlag erst gar nicht ernst nehmen, weil er zum zigsten Mal wiedergekäut wird, war am Sonnabend nicht zu erfahren. Beide ließen sich nicht sprechen. Entwarnung kam immerhin von PDS-Fraktionschef Stefan Liebich.

Die Existenz des Tierparks war bereits unmittelbar nach der Wende unter dem damaligen rot-grünen Senat in Frage gestellt worden. Erst nach langem Hin und Her gründete der inzwischen schwarz-rot gewordene Senat dann im März 1991 die „Tierpark Berlin-Friedrichsfelde GmbH“. Die grüne Oase im Osten der Stadt war – zunächst – gerettet.

1993 erwarb der Zoo dann die Anteile an der Tierpark-GmbH vom Land, und wieder schlugen die Wogen hoch. Vorgesehen war nun ein Tiertausch. Schlangen und Echsen sollten den Tierpark verlassen und zum Zoo ziehen, dafür sollten Schildkröten statt durch den Zoo durch den Tierpark kriechen. Auch dazu kam es nicht. Nach heftigen Protesten züngelten die Schlangen weiter in ihrer Farm im Tierpark.

Die Direktoren hatten aber nicht viel zu lachen. Beide Standorte blieben zwar erhalten, doch dafür kürzte der Senat die Zuschüsse. Seit 1996 seien die Mittel um insgesamt fünf Millionen Euro verringert worden, klagten Tierpark und Zoo vor einem Jahr, als weitere Streichungen in Aussicht genommen worden waren. Dabei hätten Zoo und Tierpark mit Einsparungen von 35 und 26 Prozent erheblich höhere Summen aufgebracht als andere Kulturinstitutionen in der Stadt. So entstanden Überlegungen, vergünstige Eintrittspreise für Kinder abzuschaffen. Zurzeit müssen sie 4 Euro zahlen, während Erwachsene mit 8 Euro zur Kasse gebeten werden.

Tierpark und Zoo sind keine Konkurrenten, sondern ergänzen sich. Im Tierpark versuchte man von Anfang an, die Tiere möglichst in Herden oder Familienverbänden zusammen mit anderen geographisch passenden Formen in geräumigen Freisichtgehegen zu zeigen. Dadurch sei er auch als Kontrast zum Zoo reizvoll und besuchenswert, schreibt der Baedeker. Mit einer Fläche von 160 Hektar ist der Tierpark räumlich der größte der Welt. Der Zoo liegt bei der Artenvielfalt an der Spitze. Auch bei der Zucht ist der Tierpark besonders erfolgreich - vor allem bei den Elefanten und Tigern.

Berliner und Touristen scheinen das Konzept zu honorieren. 2 540 245 Besucher kamen im vergangenen Jahr in den zentral gelegenen Zoo, 1 068 371 waren es im „weiter draußen“ liegenden Tierpark.

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