zum Hauptinhalt
Um bis zu 40 Prozent stiegen die Bodenrichtwerte in Berlin im Jahr 2017 - mit am meisten am Potsdamer Platz.

© Thilo Rückeis

Immobilienmarkt in Berlin: Berliner Grundstücke werden immer teurer

Durch regen Handel mit wenig Bauland wird Wohnen in der Hauptstadt immer teurer. Ein Ende des Trends ist nicht abzusehen.

Und wieder ein Rekord, aber auch eine schlechte Nachricht für alle Berliner auf der Suche nach einem günstigen Wohnsitz: Bauland und Immobilien im Wert von mehr als 18 Milliarden Euro wechselten im vergangenen Jahr den Eigentümer, so viel wie bisher nur im Rekordjahr 2015.

Und weil zugleich die Bodenpreise infolge des Flächenmangels auf neue Rekordhöhen steigen, werden Mieten und Kaufpreise neu gebauter Wohnungen und Häuser noch einmal teurer. Ein Ende des Preisanstiegs ist nicht zu erkennen. Zumal „die Konkurrenz zwischen dem Neubau von Büroobjekten und Wohnhäusern wieder auflebt“, sagte der Chef des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Berlin, Reiner Rössler, dem Tagesspiegel.

Hiobsbotschaft für alle, die günstig wohnen wollen

Hatten Projektentwickler bisher oftmals den Bau von Wohnungen auch auf Gewerbeflächen beantragt, würden sie dort nun eher Büro- und Gewerbeflächen errichten. Denn die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien ist dank der guten Wirtschaftsentwicklung wieder groß. Zudem wäre beim Wohnungsbau das Modell zur kooperativen Baulandentwicklung des Senats anzuwenden, das Investoren zum Bau eines Anteils Sozialwohnungen zwingt.

Die Hiobsbotschaft für alle, die günstig wohnen wollen, ist ernst zu nehmen. Denn der Gutachterausschuss leitet seine Zahlen von den tatsächlich abgeschlossenen Verträgen über den Verkauf von Grundstücken ab – sie spiegeln damit das objektive Marktgeschehen.

Und weil ein Investor umso mehr Mieten verlangen wird, je mehr er für die Baufläche bezahlt hat, ist der Bericht ernüchternd: Weil „die Nachfrage nach Bauland für den Geschosswohnungsbau bei geringem Flächenangebot weiterhin hoch“ ist, kam es „noch einmal zu Erhöhungen der Bodenrichtwerte über das gesamte Stadtgebiet um bis zu 40 Prozent“.

Die Preise sind gestiegen

Der Staatssekretär für Wohnen, Sebastian Scheel aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, sagte auf Anfrage: „Der ungebrochene Preisauftrieb erschwert die Schaffung von zusätzlichem, insbesondere leistbarem Wohnraum.“ Die Tatsache, dass der größte Teil des Geldumsatzes durch bebaute Grundstücke erfolgt sei, erhöhe zudem den Verdrängungsdruck. Hintergrund: Oft sanieren Investoren gekaufte Wohnhäuser und heben die Mieten kräftig an, um den hohen Kaufpreis zu finanzieren. Scheel forderte „deshalb bundespolitische Rahmensetzungen für die Eindämmung von Spekulation und Verdrängung".

Die Rekordjagd auf dem Grundstücks- und Immobilienmarkt ist auch deshalb für die Menschen auf Suche nach günstigen Wohnungen, Büroflächen oder Gewerberäumen eine schlechte Nachricht, weil die Summe der verkauften Fläche schrumpfte. Einfach ausgedrückt, die Preise sind gestiegen: 15 Prozent mehr zahlten Käufer im Durchschnitt für „Mietwohnhäuser“, für Eigentumswohnungen in Altbauten waren 13 Prozent Aufschlag fällig, in Neubauten rund elf Prozent mehr. Verkäufer von Ein- und Zweifamilienhäusern kassierten sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

7000 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche

Weil die Preise stiegen, musste der Gutachterausschuss auch die „Bodenrichtwerte“ anheben. „Der Spitzenwert in der Innenstadt liegt nunmehr bei 7000 Euro je Quadratmeter Grundstücksfläche im Bereich südlich der Torstraße“ für ein Grundstück, das mit einem Mietwohnhaus bebaut werden kann.

Wegen der steigenden Preise warnte die Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht vor einer Überbewertung: „Die Preisübertreibungen in den Städten insgesamt betrugen gemäß aktuellen Schätzergebnissen im Jahr 2017 zwischen 15 und 30 Prozent.“ Die Entwicklung der Bevölkerung und der Wirtschaft rechtfertigten diesen Anstieg nicht.

Zur Startseite