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Berlin: In den Sand gesetzt

Finanzsenator stoppt das Geld für die Wohnbebauung des „Quartier McNair“ – die Bauherren sind pleite

Vier Monate lang ließ Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) die Bankgesellschaft mit ihren Immobilientöchtern Bavaria und Prometheus auf seine Entscheidung warten, bis am vergangenen Donnerstag das Nein durch die Landesgesellschaft BCIA kam: Kein Geld mehr für die risikobehaftete Wohnbebauung „Quartier McNair“ am südlichen Stadtrand Berlins. „Ja, wir mussten diese harte Entscheidung aus Gründen der Risikoabwägung gegen McNair treffen“, sagte Sarrazin-Sprecher Matthias Kolbeck dem Tagesspiegel. „Wir mussten weitere finanzielle Schäden vom Land Berlin und vom Steuerzahler abwenden. Aber Insolvenzen sind ja nichts Schlimmes, die passieren schon mal.“

Die Betroffenen sehen das anders. „Seit Monaten lag dem Senat ein neues tragbares Konzept vor, das keinen finanziellen Schaden beim Land verursacht hätte“, sagte ein Mitarbeiter der Projektgesellschaft Bavaria bei der Eigentümerversammlung der McNair-Siedlung am Montagabend. Am Freitag hatte die Bavaria-Tochter Prometheus KG Insolvenz beantragen müssen. Sie war überschuldet und besaß keine Liquidität mehr.

Insolvenzverwalter Udo Feser erläuterte in der Tiefgarage der Siedlung den mehr als 150 Bewohnern die betrübliche Lage. „Es ist ein Baustopp verfügt. Die beanstandeten Mängel an ihren Häusern können jetzt nicht beseitigt werden. Es kann passieren, dass alle Kosten der Mängelbeseitigung von ihnen zu tragen sind“, erklärte Jurist Feser.

Seit Jahren streiten Verkäufer Prometheus und die mehr als 150 Käufer der Häuser im Quartier McNair über Baumängel. „Die Schadenssumme liegt bei mehr als 100 Millionen Euro“, behauptet eine Anwohnerin. Wegen des Streits um Schadenshöhe und Regulierung wurde bisher keiner der Käufer als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Jetzt prüft Insolvenzverwalter Feser, ob für die Prometheus bei den Muttergesellschaften Bavaria, IBAG oder Bankgesellschaft noch Geld aufzutreiben ist. „Sollten sich keine Quellen erschließen lassen, kann es passieren, dass kein Insolvenzverfahren eröffnet werden kann und somit auch keine Grundbucheintragung vorgenommen werden kann“, sagte Feser.

Das von der IBGA-Tochter Bavaria entwickelte ehemalige Gelände der amerikanischen McNair-Kasernen stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die mehr als 100 Häuser und Grundstücke des ersten von drei Bauabschnitten wurden zu billig verkauft, wie sich später herausstellte. Bavaria-Sprecher Herbert Beinlich: „Die Häuser waren innerhalb weniger Wochen weg“.

Im zweiten Bauabschnitt wurde der Hauspreis fast verdoppelt, und immer häufiger kamen Klagen über Bauschäden. Kontaminiertes Erdreich musste ausgetauscht werden. Der Verkauf stagnierte. Der dritte Bauabschnitt wurde gar nicht mehr begonnen. Es fehlte das Geld aus dem Verkauf der noch leer stehenden rund 80 Häuser – Einzelpreis mehr als 200 000 Euro.

Hennes Schulz

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