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Proteste für Ägypten: In Deutschland ist Mubarak nicht willkommen

Unterstützer der ägyptischen Regimegegner haben in Berlin zur "Woche der Standhaftigkeit" aufgerufen. Am Mittwoch war Auftakt der Solidaritäts-Aktionen, mit einer Kundgebung am Brandenburger Tor.

Als er hörte, dass Hosni Mubarak möglicherweise für einen Klinikaufenthalt nach Deutschland kommen soll, reichte es Imam Ibrahim Khedf. Er beschloss, zusammen mit seinen Landsleuten hier in Berlin auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Zwar will auch er, wie fast alle Ägypter, das Ende des Mubarak-Regimes. Aber nicht so. "Er ist hier nicht willkommen", sagt der Imam deutlich. Deutschland und Europa dürften nicht zulassen, dass sich Mubarak und sein Gefolge still und heimlich absetzen - und ihren Reichtum mitnehmen.

Es war eine spontane Kundgebung, zu der die Gruppe "Zusammen für Ägypten", ein Zusammenschluss aus in Berlin lebenden Ägyptern und mehreren arabischen Vereinen, an diesem Mittwochnachmittag aufgerufen hatte. Etwa 100 Menschen versammelten sich dafür vor dem Brandenburger Tor. Es sollte der Auftakt zur "Woche der Standhaftigkeit" werden. Mit mehreren Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen wollen die Angehörigen, Freunde und Unterstützer ihre Solidarität mit den ägyptischen Revolutionären ausdrücken.

Die Demonstration in Reichstagsnähe an diesem Nachmittag wendet sich aber auch an die deutsche Regierung. Die Politik soll das ägyptische Volk in ihrem Freiheitsdrang unterstützen und mehr Druck auf Mubarak und seine Regierung ausüben, fordert Ibrahim Khedf. Sein Volk soll endlich die Chance bekommen, wie die Deutschen in einer Demokratie zu leben. Mubarak soll gehen. Und dann? Eine Übergangsregierung und so schnell wie möglich freie Wahlen.

Ägypten ist bereit für die Demokratie, betont Khedf. "Das ist keine islamische Revolution. Das ist das ägyptische Volk", sagt er immer wieder. "Das sind acht Millionen Menschen!" Mit Extremismus hat das nichts zu tun. "Die Ägypter können unterscheiden zwischen moderatem Islam und Extremisten."

Auch Deutsche sind zu der Kundgebung auf dem Pariser Platz gekommen. Manche haben eine Familie in Ägypten oder Freunde, die sie von einem Auslandsaufenthalt kennen. Eine Frau erzählt von ihrer Familie in Luxor. Dort geht es zwar ruhiger zu. Doch auch ihre Familie hat unter den Missständen des Regimes Mubaraks gelitten. "Alle hoffen jetzt, dass sich endlich etwas ändert", sagt sie. Die Unterstützung aus Deutschland hält sie für wichtig: "Die Menschen in Ägypten merken, dass die Welt sie sieht und mit ihnen ist."

Die 18-jährige Nicole Netzbandt steht mit einer Ägypten-Flagge etwas abseits und ruft im Chor mit den anderen: "Geh Mubarak!" Ihr Klassenkamerad, der ägyptische Wurzeln hat, steht gerade vorne am Mikrofon und gibt die Parolen vor: "Eins, zwei, wir sind frei!" Der junge Ägypter hat im Rechnungswesen-Unterricht von der Lehrerin ein paar Minuten Zeit bekommen, um seinen Klassenkameraden Videos von den Protesten in Kairo zu zeigen. Er hat ihnen erzählt, wie viele Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Das hat bei Nicole bleibenden Eindruck hinterlassen. Deshalb ist sie hier.

Khedf relativiert die erschreckenden Bilder und Medienberichte aus Ägypten. "Niemand in Ägypten hat Angst", so Khedf. Junge und Alte - alle kämpfen sie für die gleiche Sache. Am Freitag soll es auch in Berlin weitergehen mit der "Woche der Standhaftigkeit". Dann will man sich auf dem Alexanderplatz versammeln. Am Samstag ziehen die Demonstranten dann vor die ägyptische Botschaft.

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