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Berlin: In schönster Blüte

Seit Jahresbeginn sind schon 800 nachgemachte Euro-Noten jeden Nennwerts aufgetaucht

Geldfälscher haben sich schneller als erwartet auf den Euro eingestellt. Beim Falschgeldkommissariat im Landeskriminalamt (LKA) landeten seit Jahresbeginn 800 nachgemachte EuroNoten jeden Nennwerts. Spitzenreiter ist der 50-Euro-Schein. Davon lagern nach Auskunft von Kommissariatsleiterin Ute Kadow allein 500 Stück im LKA.

Die Kommissarin rechnet mit weiterem Nachschub, schließlich habe das Weihnachtsgeschäft noch gar nicht richtig angefangen. Die Fälschungen sind mit großem Aufwand professionell hergestellt und man muss schon einige Mühe aufwenden, um sie zu erkennen. Der erste Verdacht sollte sich regen, wenn das Druckbild der Note einen verwaschenen Eindruck macht.

Reine Kopien, wie sie früher oft sichergestellt wurden, werden nach Auskunft von Ute Kadow kaum noch in Umlauf gebracht. Die Fälscher machen sich heutzutage sehr viel Arbeit und arbeiten die Sicherheitsmerkmale auf den zuvor auf Farbkopierern hergestellten Geldscheinen nach: Sie kleben Silberfolie auf, um die Hologramme und den Sicherheitsstreifen nachzuahmen, drucken das Wasserzeichen nach und sind sogar in der Lage, durch exakte Drucktechnik das so genannte Durchsichtregister zu fälschen. Bei diesem Register wird der Notenwert im linken oberen Eck des Scheins erst lesbar, wenn er gegen das Licht gehalten wird. Zuvor sind beidseitig lediglich kryptische Striche erkennbar.

Den Fälschern ist es auch längst gelungen, mit Spezialfarbe und im Siebdruckverfahren die neben diesem Durchsichtregister liegende Europafahne nachzumachen. Unter UV-Licht wechselt die blaue Flagge mit gelbem Sternenkreis die Farbe: Die Sterne zeigen sich orange, die blaue Flagge wird grün.

An einem Sicherheitsmerkmal haben sich die Fälscher allerdings bisher die Zähne ausgebissen: Die Zahl im rechten unteren Eck auf der Scheinrückseite wechselt die Farbe von Pink nach Braun, wenn die Note im Licht bewegt wird. Das nachzumachen, ist bisher noch keinem Fälscher gelungen, sagt Kadow. Dieses Sicherheitsmerkmal tragen aber nur Scheine im Wert von 50 Euro und darüber.

Die in Berlin sichergestellten Scheine stammen offenbar aus zwei großen Serien. Deren Ursprünge konnten die Fahnder bis in den baltischen Raum und nach Bulgarien zurückverfolgen. Über die Hintermänner liegen bisher nur wenige Erkenntnisse vor. Die Mehrzahl der Blüten wurde von Banken aussortiert. In den Geschäften waren sie nicht aufgefallen und anstandslos entgegengenommen worden. Möglicherweise auch, weil die Sicherheitsmerkmale der Euro-Scheine noch nicht so bekannt sind, wie dies bei den ausgemusterten DM-Noten der Fall war.

Die Fälscher bevorzugen keine bestimmten Geschäfte, in denen sie ihre Blüten unter die Menschen bringen. Sportgeschäfte seien genauso beliebt wie große Kaufhäuser. Allerdings lieben sie dichtes Gedränge und Einkaufsstress, in dem die Kassiererinnen sich nicht die Zeit nehmen, jeden einzelnen Schein genau zu prüfen. Das aber sollte jeder tun, der mit Geld umgeht, rät Ute Kadow – auch der Kunde, der sein Wechselgeld erhält. Denn Falschgeld wird ersatzlos eingezogen. weso

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