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Berlin: Intendant Joachim Sartorius

„Ein Amalgam von Fiktion und Wirklichkeit“ – so seien Gedichte und auch wir Menschen. Der das in seinem jüngsten Buch schreibt, lebt selber seit seiner bunten, unruhigen Jugend in diesen beiden Welten.

„Ein Amalgam von Fiktion und Wirklichkeit“ – so seien Gedichte und auch wir Menschen. Der das in seinem jüngsten Buch schreibt, lebt selber seit seiner bunten, unruhigen Jugend in diesen beiden Welten. Dichter, Übersetzer und erfolgreicher Manager. Wanderer zwischen den Welten und um die Welt. Mit den Stationen seines Diplomatenvaters von Fürth nach Tunis, Bonn, Kongo-Brazaville und Kamerun. Sechsmal die Schule gewechselt, das französische „Bac“ als einziger Deutscher in Bordeaux gemacht. Freunde fand er erst als Student. „Nur mit Ingrimm“ hat er Jura studiert. Kein anderer Weg, dachte er, führe in die Diplomatie. Und dorthin wollte er.

Der Kultur galt seine ganze Liebe. Die Wurzel hierzu war seine erste unvergessene Mission: vier Jahre deutscher Kulturattaché in New York. Da war er engagiert bei der berühmten Coyote Ausstellung von Beuys bei René Block und der Vorbereitung der großen Beuys-Ausstellung im Guggenheim Museum 1979.

Weitere diplomatische Stationen waren Ankara Prag und Nicosia. Das war sein Wunsch: Der Halbtagsjob als Gesandter ließ ihm – nach dem frühen Tod seiner ersten Frau – Zeit für seine beiden jungen Zwillingstöchter. Als „sehr glückliche Zeit“ folgten die acht Jahre als Chef des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin.

1966 wurde „ein beruflicher Traum“: Generalsekretär des Goethe-Instituts in München. Das waren vier Jahre Pendlerleben: Seine zweite Frau und seine Töchter blieben in Berlin. Mit dem Sparreigen und den endlosen Diskussionen in den Gremien verlor der Traum an Reiz. Als rettender Engel bot ihm 2000 der damalige Kulturstaatsminister Michael Naumann die Intendanz der Berliner Festspiele an, dem kulturellen Engagement des Bundes für seine neue Hauptstadt.

Berlin als „ewige Festspielstadt“, die Berliner Festspiele als Dachmarke über einem breiten Spektrum heute international anerkannter Spartenevents, wie dem Theatertreffen, der Maerz-Musik, dem Literaturfestival oder der Spielzeit Europa. Dazu der Gropius-Bau, ein unvergleichlicher Ort für anspruchsvolle Ausstellungen. Für alles dies zahlt der Bund 8,6 Millionen Euro im Jahr. Dazu kommen rund drei Millionen Euro Programm- und Drittmittel von Sponsoren sowie 400 000 Euro aus 110 000 verkauften Tickets und 550 000 Museumseintritten. Das alles stemmen sie mit nur 50 Mitarbeitern.

Die Aufgabe reizt den höflichen Mann mit den strahlenden blauen Augen und dem beeindruckenden Fundus an Erfahrungen und Freunden rund um den Erdball weiterhin. Mehr europäische Coproduktionen wünscht er sich, mit denen man Europa „eine Seele geben“ könne. Dafür setzt er sich ein und dafür macht er auch gerne den Kulturbettler, der Sponsoren für seine Projekte sucht.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Joachim Sartorius (60) der Jurist und frühere Diplomat ist

Dichter und Übersetzer. Seit dem Jahr 2000 ist er

Intendant der Berliner Festspiele.

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