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Berlin: Internet-Angeberei: "Konfliktlotsen" an der Lilienthal-Oberschule wollen Streit schlichten

Die im Internet ausgesprochene Morddrohung gegen einen Lehrer der Nikolaus-August-Otto-Hauptschule in Steglitz-Lichterfelde beschäftigt auch die "Konfliktlotsen" der benachbarten Lilienthal-Oberschule. Diese haben an der Hauptschule ein Mediationsteam ausgebildet, das helfen soll, Konflikte zwischen Schülern und Lehrern zu beheben.

Die im Internet ausgesprochene Morddrohung gegen einen Lehrer der Nikolaus-August-Otto-Hauptschule in Steglitz-Lichterfelde beschäftigt auch die "Konfliktlotsen" der benachbarten Lilienthal-Oberschule. Diese haben an der Hauptschule ein Mediationsteam ausgebildet, das helfen soll, Konflikte zwischen Schülern und Lehrern zu beheben. Offensichtlich hätte das in diesem Fall nicht gewirkt, sagt der 18-jährige Philip Scholz, einer der 16 Konfliktlotsen der Lilienthal-Schule. "Das Problem ist, dass wir an solche Schüler gar nicht rankommen."

Er meint damit gewalttätige Jungen und Mädchen, "die nichts anderes kennen, als Konflikte mit den Fäusten zu lösen". Die suchten keinen Rat bei den Vermittlern. Mit einem Fall wie an der Steglitzer Hauptschule wären die Konfliktlotsen, die selber Schüler sind, aber ohnehin überfordert, erklärt Philip Scholz. Wenn er erfahren würde, dass Schüler Klassenkameraden oder Lehrern mit Gewalt oder gar Mord drohten, würde der Zwölftklässler sich an seine Betreuerin Alwine Bonjer wenden. Sie ist Lehrerin an der Lilienthal-Schule und hat als eine der ersten in Berlin ein Konfliktlotsen-Team an ihrer Schule eingerichtet.

Bei schwerwiegenden Drohungen, sagt Alwine Bonjer, muss der Schulleiter zwischen den Parteien vermitteln und entscheiden, ob die betreffenden Schüler - wie in der Hauptschule in Steglitz - von der Schule gewiesen werden oder nicht. Nicht ernst gemeinte Sprüche gegenüber Lehrern wie: "Ich bringe Sie um", machten mittlerweile auch schon Gymnasiasten. Das liegt nach Meinung von Alwine Banjor daran, dass die Sprache der Schüler durch Talkshows und Sender wie MTV verroht. Fälle an Schulen, bei denen Jungen und Mädchen jemandem Gewalt androhten und ausübten, gäbe es. Sie habe zu diesen gewalttätigen Schülern aber auch keinen Kontakt.

Die Mediatoren haben hauptsächlich mit Schülern zu tun die ausgegrenzt und "gemobbt" werden, also psychischer Gewalt ausgesetzt sind. Ziel der rund 500 Berliner Konfliktlotsen in 40 Grund- und Obeschulen sei, dass es erst gar nicht zu körperlichen Übergriffen komme: "Die kleine Gewalt stoppen, um große Gewalt zu verhindern."

Mehrere Sponsoren unterstützen das Projekt, darunter der Weiße Ring, die S-Bahn und die Bürgerstiftung. Unterstützung in Form von Informationen, Lehrerfortbildung, Beratung und Vermittlung von Sponsoren bekommen die Schulen vom Landesinstitut für Schule und Medien. Die Schulverwaltung förderte das Konfliktlotsentreffen mit 1000 Mark für Urkunden und Tagungsmappen.

Sabine Demm

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