zum Hauptinhalt

Berlin: Investor baut neues „Mehlschwalbenhaus“

An der Moll- Ecke Otto-Braun-Straße entsteht ein Gebäudekomplex für Geschäftsleute, Ärzte, Hotelgäste – und Vögel

Wo bis vor zwei Jahren an der Ecke Moll und Otto-Braun-Straße in Mitte das verwahrloste, abbruchreife und nur von Vögeln bewohnte „Mehlschwalbenhaus“ stand, wird vermutlich bis Ende nächsten Jahres ein 20-stöckiger Turmbau mit acht- und neunstöckigen Nachbargebäuden entstehen. Als künftige Bewohner sind auch die längst vertriebenen Mehlschwalben willkommen.

Im ersten Bauabschnitt des „Königsstadt-Carrees am Alexanderplatz“ sollen nämlich nicht nur Büros, ein Ärztehaus und ein 207-Zimmer-Hotel der Accor-Gruppe (Etap) entstehen: Auf den Fluchtbalkonen des Neubaus sind auch diverse Brutplätze geplant, für Mehlschwalben, Mauersegler oder auch Sperlinge. „Möglichst nach Ostern“ will Geschäftsführer Manfred Herrmann von der Projektgesellschaft „bauart“ mit dem Bau des Hauses beginnen.

Wenn nun demnächst die Baugrube ausgehoben wird, findet die lange Diskussion um die Zukunft des Geländes ein Ende. Dass hier wirklich noch einmal gebaut wird, wollte das Bezirksamt, wollten die Nachbarn in den Plattenbauwohnungen kaum noch glauben. Nun entsteht sogar ein neues „Mehlschwalbenhaus“, und Geschäftsführer Herrmann versichert, dass die anfliegenden Vögel künftig „fachgerecht von einem Ornithologen betreut“ werden . Rund 52 Millionen Euro wird die Firma „bauart“ in den Neubau investieren. Nach Ende des ersten Bauabschnitts folgt ein zweiter, bei dem vier Stadthäuser mit Wohnungen und Gewerberäumen entstehen. Aus der heutigen Freifläche an der verkehrsumtosten Ecke wird in drei, vier Jahren ein kleiner, neuer Stadtteil in Sichtweite des Alexanderplatzes geworden sein. Solche Vorstellungen gab es allerdings schon vor zwölf Jahren: Da hatte die Firmengruppe Euwo auch Büros, Geschäfte, Wohnungen und ein Hotel errichten wollen. Das Unternehmen ging aber in Konkurs, und das Haus trotzte als düsterer Schandfleck.

Es war schon damals längst unbewohnt, wegen schwerster Bauschäden hatten die letzten Mieter im Sommer 1989 das Haus geräumt. Dafür zogen Vögel ein. Ungarische Bauleute hatten einst das 17-stöckige Gebäude errichtet, als „richtungweisenden Experimentalbau“.C. v. L.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false