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Der Hüter des Hauses. Der Löwe wacht an der James-Simon-Galerie.

© picture alliance/dpa

James-Simon-Galerie in Berlin: Der steinerne Hüter der Galerie

Ein steinerner Löwe begrüßt den Besucher im Foyer auf der Museumsinsel. Einst hat ihn der Berliner Verleger Rudolf Mosse in Auftrag gegeben.

Er liegt da, majestätisch, ein wenig unnahbar und, ja, geheimnisvoll. Der Besucher, der das schmucklose Foyer der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel betritt, wundert sich keine Sekunde, dass ein steinerner Löwe am Beginn des Weges zu den Schätzen des Altertums wachsam am Wege liegt. Denn dies ist auch der Zugang zu einem der größten Schätze im Pergamonmuseum. Es ist die gewaltige Prozessionsstraße, die zum Ischtar-Tor der babylonischen Stadtmauer führt. Nebukadnezar II. ließ sie um 550 vor Christus errichten. Zahlreiche Löwen sind auf ihr abgebildet, Symbole der Macht und der Stärke.

Erst ab 1930 wurde das Ischtartor der Öffentlichkeit präsentiert

Deutsche Archäologen hatten im Auftrag der Berliner Museen ab 1897 mit den Ausgrabungen begonnen, aber die Verhandlungen mit der osmanischen Altertümerverwaltung über den Transport der Bruchstücke zogen sich hin, und erst ab 1930 konnte das Ischtartor erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Aber der Löwe im Foyer der James-Simon-Galerie ist nicht babylonischen Ursprungs. Er ist das Werk des Berliner Bildhauers August Gaul, der den Auftrag zur Schaffung der Skulptur im Jahre 1902 durch den Berliner Verleger Rudolf Mosse erhalten hatte. Mosse selbst gehörte zusammen mit James Simon und Eduard Arnhold zu den einflussreichsten jüdischen Kunstsammlern und Mäzenen Berlins um die Jahrhundertwende. Ihre Namen sind bis heute nicht nur als Synonyme für schier grenzenlose Großzügigkeit für Kultur und Kunst bekannt, sondern auch wegen ihrer Wohltätigkeit. Das Mosse-Stift in Wilmersdorf zum Beispiel kündet davon.

Der Löwe beeindruckt durch stille Würde

Der „liegende Löwe“ aus Sandstein strahlt denn auch nichts Bedrohliches aus, wie seine assyrischen und babylonischen Artgenossen nebenan im Pergamonmuseum, sondern beeindruckt eher durch stille Würde und Abgeklärtheit. Der als Tierbildhauer berühmt gewordene August Gaul hatte diesen Löwen auch als Spiegelbild des Charakters jenes Mannes verstanden, der den Auftrag zur Gestaltung gegeben hatte.

Die Kunstsammlung Mosses, zu der die Löwenfigur gehört hatte, wurde von den Nazis, weil jüdischer Besitz, enteignet, versteigert und ist bis heute in weiten Teilen verschwunden. Nur der Löwe kam in den Bestand der Alten Nationalgalerie in Ost-Berlin und wurde nach der Wiedervereinigung zunächst 2015 von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz an die Erben Mosses restituiert und dann rechtmäßig zurück erworben.

Attraktion auf der Museumsinsel: Die neue James-Simon-Galerie wurde im September eröffnet.

© Soeren Stache/dpa

Heute, im Foyer der James-Simon-Galerie, erinnert er die Besucher auch an die Entstehungsgeschichte der Sammlungen auf der Museumsinsel. Natascha Königs hat die ganze aufregende Geschichte um diesen Löwen in der jüngsten Ausgabe von „Arsprototo“, dem Magazin der Kulturstiftung der Länder, aufgeschrieben.

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