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Berlin: Jedem Präsidenten seine Nische

Fast ein Jahr lang hatte Altbundespräsident Roman Herzog nach seinem Ausscheiden am 30. Juni 1999 das Bundespräsidialamt am Spreeweg nicht mehr betreten.

Fast ein Jahr lang hatte Altbundespräsident Roman Herzog nach seinem Ausscheiden am 30. Juni 1999 das Bundespräsidialamt am Spreeweg nicht mehr betreten. Gestern wurde die Absenz beendet. Herzog war Ehrengast seines Nachfolgers, Johannes Rau, denn in der Eingangshalle des Amtes wurde eine Büste des früheren Staatsoberhauptes enthüllt. Sie ergänzt nun die Reihe bildhauerischer Würdigungen der bisherigen Präsidenten der Republik. Geschaffen wurde der bronzene Herzog-Kopf von Kurt Arentz. Johannes Rau begrüsste mit warmen Worten und überließ das Rednerpult dann seinem Vorgänger. Der sprach unter Anspielung auf die Plazierung der bronzenen Büsten davon, hier habe jeder Präsident seine Nische und attestierte dem Künstler, er habe aus ihm "etwas Ordentliches" gemacht. Gleichzeitig zeigte er sich aber irritiert, "dass ich mir so ähnlich bin". Dem ist in der Tat so. Arentz ist es gelungen, selbst die Spottlust Roman Herzogs erkennbar zu machen. Unter den Gästen war auch Richard von Weizsäcker, der als erstes Staatsoberhaupt seinen Sitz nach Berlin verlegt hatte und gestern vom Empfang zu seinen Ehren im Roten Rathaus herüber gekommen war. Außerdem viele alte Bekannte, die Staatssekretäre, Pressesprecher und Protokollchefs der drei Präsidenten. Ein Bläserquintett des Bundesgrenzschutzes sorgte für den geziemenden musikalischen Rahmen. Drei Präsidenten beeinander: Eine seltene, und dennoch ganz fröhlich-entspannte Begegnung im architektonisch gelungenen, akustisch aber leider für solche Veranstaltungen wenig geeigneten Innenhof des Präsidialamtes.

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