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Berlin: „Jeder Blindgänger tickt anders“ Sprengmeister Weise hat 400 Bomben entschärft

Kummersdorf - Sein Beruf ließ keinen einzigen Irrtum zu. Denn jeder Fehler hätte mit großer Sicherheit zum Tod geführt.

Kummersdorf - Sein Beruf ließ keinen einzigen Irrtum zu. Denn jeder Fehler hätte mit großer Sicherheit zum Tod geführt. Doch Hans-Jürgen Weise machte in 38 Jahren alles richtig. Er entschärfte 394 Bomben und ordnete die Sprengung von drei Blindgängern an, die sich nicht mehr demontieren ließen. Gestern wurde Brandenburgs dienstältester Sprengmeister an seinem Arbeitsplatz im Kampfmittelbeseitigungsdienst in Kummersdorf-Gut bei Zossen in den Ruhestand verabschiedet. Vor wenigen Tagen hatte der gelernte Schlosser, der selbst während eines Fliegerangriffs mitten im Zweiten Weltkrieg zur Welt gekommen war, seinen 65. Geburtstag gefeiert.

Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) würdigte Weise als einen äußerst zuverlässigen und besonnenen Mann, der seinen großen Erfahrungsschatz rechtzeitig an jüngere Kollegen weitergegeben habe. „Die gefährlichen Hinterlassenschaften im Brandenburger Boden werden uns mindestens noch 50 weitere Jahre beschäftigen", sagte der Minister. Rund zehn Millionen Euro würden jährlich für Suche und Entschärfung der Blindgänger ausgegeben.

Hans-Jürgen Weise, der 1970 seinen ersten sowjetischen Bombenblindgänger entschärfte, kann sich an fast jeden einzelnen Einsatz erinnern. „Routine wäre immer tödlich gewesen", sagte er. „Jede Bombe tickt und liegt anders." Das traf vor allem in Oranienburg zu, wo er aus 44 Bomben den äußerst heimtückischen chemischen Langzeitzünder herausgedreht hatte.

Im Freundes- und Kollegenkreis nennen ihn alle bis heute Philipp. Seine Lehrerin hatte ihn einst „Zappelphilipp" gerufen, weil er nicht still sitzen konnte. Später war er die Ruhe selbst. Zuletzt vertraute er auf die von seinen Enkeln geflochtenen Freundschaftsbänder als Glücksbringer. Sie halfen. Ste.

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