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Berlin: Jetzt reden die Chefs über den Hauptbahnhof

Wer macht den nächsten Zug? Heute Treffen von Bahn-Vorstand Mehdorn und Klaus Wowereit zur Abkoppelungdes Bahnhof Zoos

Zur geheimen Kommandosache haben der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Bahnchef Hartmut Mehdorn ihre heutige Zusammenkunft erklärt. Senatssprecher Michael Donnermeyer wollte auf Anfrage keinerlei Angaben zum Inhalt des als vertraulich eingestuften Treffens machen. Der Berliner Bahnsprecher Holger Auferkamp sagte, er könne die Unterredung „weder bestätigen noch dementieren“. Die Fronten gelten seit dem Bekanntwerden der jüngsten Bahnpläne, den Bahnhof Zoologischer Garten vom Fernverkehrsnetz zu trennen, als verhärtet. So dürfte die Absicht Mehdorns, den Fernverkehr künftig auf den Nord-Süd-Tunnel mit dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Papestraße zu konzentrieren, auch im Mittelpunkt des Gespräches stehen. Mit einer Stellungnahme nach der Unterredung sei nicht zu rechnen, erklärte Senatssprecher Donnermeyer gestern.

Bahn-Konzernsprecher Werner W. Klingberg verteidigte das Konzept noch einmal. Ab dem Fahrplanwechsel im Mai 2006 werde der Schienenverkehr in Berlin „so gut organisiert sein wie noch nie in der Geschichte der Stadt“. Die Kunden würden es dann bequemer haben als in Metropolen wie Paris oder London, die über keinen zentralen Hauptbahnhof verfügen. Über den endgültigen Fahrplan werde nach Gesprächen mit dem Senat erst in einigen Wochen entschieden.

Die Bahn habe Berlin bei ihrer Verkehrsplanung „immer als Ganzes“ gesehen, betonte Klingberg. Deshalb liege der Hauptbahnhof als zentrale Drehscheibe in der geographischen Mitte der Stadt. Er sei auf Zuwachs durch noch zu realisierende Projekte wie Dresdner Bahn, Stammbahn und Flughafenanbindung ausgelegt. Nirgendwo werde man bequemer umsteigen können, der Großteil der Berliner profitiere von der neuen Linienführung. Auch künftig würden Fernzüge über die Stadtbahn fahren und somit im Ostbahnhof und im oberen Teil des Hauptbahnhofes halten.

Indessen hat auch die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg/Wilmersdorf einstimmig den Erhalt des Bahnhofs Zoologischer Garten als Fernbahnhof und zentralen Umsteigebahnhof gefordert. Auch die Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig (Bündnis Grüne) plädierte dafür, den Ost-West-Verkehr weiter auf der Strecke Spandau - Zoologischer Garten - Hauptbahnhof - Ostbahnhof zu führen.

Dann, so die Abgeordnete, könne der künftige Berliner Hauptbahnhof auch früher als geplant durch den vorhandenen Nord-Süd-Tunnel mit der S-Bahnlinie S21 angebunden werden. Bisher sei der Lehrter Bahnhof mehr schlecht als recht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, erklärte Eichstädt-Bohlig.

Zwei der vier Tunnelgleise könnten dann für den Shuttle zum Flughafen Schönefeld sowie die S21 genutzt werden, die sonst frühestens 2012 realisiert werde. Denkbar wäre der Einsatz einer Duo-Bahn nach Hamburger Vorbild oder die Ausstattung zweier Gleise mit Gleich- und Wechselstrom. Nach Auffassung des Eisenbahn-Bundesamtes würden für den erforderlichen Rück- und Neubau zweier Tunnelgleise allerdings Kosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro entstehen.

Rainer W. During

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