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Berlin: Joachim Hunold, Über-Flieger

Wenn doch nur mehr Menschen durchs Examen fallen würden! Juristen gibt es im Überfluss, aber solche Unternehmer selten.

Wenn doch nur mehr Menschen durchs Examen fallen würden! Juristen gibt es im Überfluss, aber solche Unternehmer selten. Im steten Steigflug ist seine Airline. Mit einem Klick auf seinem PC zeichnet der lebenslustige, sportlich gebräunte Chef von 2300 Mitarbeitern steile Erfolgskurven an die Wand. Zwölf Millionen Passagiere wird Air Berlin in diesem Jahr in ihren 44 Flugzeugen über Europa fliegen, doppelt so viele wie 2002. Eine gute Milliarde Euro kommt dabei in die Kasse.

Fliegen wollte der Mann immer schon. Nun braucht er seinen privaten Pilotenschein nicht mehr. Von 17 deutschen Städten kann Joachim Hunold 45 Destinationen in Europa in seinen eigenen Fliegern erreichen. Das alles war so nicht geplant. Nach der Uni kam der unfertige Jurist als einfacher „Ramp Agent“ an den Düsseldorfer Flughafen. Mit 33 ging es als „Mädchen für alles“ zur LTU. Als deren Marketing und Vertriebsdirektor stieg er 1991 aus und um: Mit seinem „gesamten Sparschwein“ und mehr als sieben Millionen D-Mark, die Freunde riskierten, kaufte er die Air Berlin Inc., im US-Bundesstaat Oregon beheimatet, und ihre beiden 737.

Sein Vater, erinnert er, war dabei entscheidend: „Wenn du was erreichen willst, musst du Risiken eingehen.“ Den Rat hat er nicht vergessen. Er startete an den Flughäfen von Nürnberg, Paderborn und Münster – und flog auf den Schwingen der unstillbaren Sehnsucht der Deutschen nach den „Warmwasser-Ländern“. Der Airport von Palma auf Mallorca sieht heute jeden Tag mehr als 50-mal einen Air-Berliner. „Wir sind der größte Werbeträger für die Hauptstadt“, sagt der Düsseldorfer mit einer „vollwertigen Wohnung“ im Grunewald – damit seine Frau mit den vier kleinen Hunolds (zwischen zwei und acht) ihn auch in Berlin besuchen kommt.

Was in fünf Jahren aus dem Unternehmen geworden sein wird, das weiß „der Achim“, wie sie ihn freundschaftlich respektvoll im Unternehmen nennen, nicht. Wachstum? Ja klar, aber „vor vier Jahren hätte ich nie erwartet, dass die Firma 2003 um 44 Prozent zulegen würde“. Einen hohen Anspruch hat er an seine Mitarbeiter, auch an sich. Eine Art von „Familien-Sinn“ sollte bleiben. Dann geht es besser ohne Gewerkschaften und Betriebsrat, auch zu „deutschen Bedingungen“.

Heik Afheldt war Herausgeber von „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“ und dem Tagesspiegel.

Joachim Hunold ,

geboren am

5. September 1949

in Düsseldorf, ist

Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der

Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG.

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