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Ein Klassenfoto von 1953.

© Privat

Jubiläums-Klassentreffen: Alle liebten Lehrerin Irmchen

In Steglitz sehen sich ehemalige Schülerinnen nach 60 Jahren wieder. Mit ihrer Lehrerin verband sie eine lebenslange Freundschaft.

Sechzig Jahre ist es jetzt her, dass die Frauen ihre Mittlere Reife gemacht haben – und wenn sie sich am Sonnabend wiedersehen, 18 von ehemals 32 Schülerinnen, besuchen sie erstmal ihr liebes Irmchen. Das liebe Irmchen heißt eigentlich Irmgard Forestier und liegt seit ein paar Jahren auf dem Friedhof in Lankwitz. Sie war in den 1950er Jahren die Klassenlehrerin der Mädchenklasse M3 am 4. OTZ (Oberschule technischer Zweig) in der Steglitzer Lepsiusstraße, der heutigen Kopernikus-Schule – und aus dem Lehrerinnen-Schülerinnen-Verhältnis wurde im Lauf der Jahre eine lebenslange Freundschaft. „Wir verdanken ihr so viel, sie war immer für uns da und half uns auch privat, wenn ein Mädchen mal in Schwierigkeiten war“, erzählt Elvira Radeloff, die das Klassentreffen organisiert.

Schulfreundinnen. Elvira Radeloff (Mitte) und zwei Klassenkameradinnen.

© privat

Die 77-jährige klickt sich auf ihrem Computer in ihrer Wohnung in Grunewald durch alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Farbfotos neueren Datums und erzählt, wie das damals so war. Pubertierende Mädchen sieht man, mal albern auf Klassenreise im Schwarzwald, mal brav aufgereiht für den Schulfotografen, dazwischen ihre junge Lehrerin, die gerade mal zwölf Jahre älter als die Mädchen war. „Eine von uns hatte ein Holzbein, und das lag dann bei Klassenreisen mal bei der einen und dann bei der anderen im Bett“, erinnert sich Radeloff und erzählt von Schulerlebnissen im Westberlin der Nachkriegszeit, als das erste Zeugnis aus einem schmalen Papierstreifen auf der Rückseite einer alten Landkarte bestand, und in den Wohnungen vieler Familien Pappe statt Glas in den Fensterrahmen war.

Dann zeigt sie die Bilder von den Klassentreffen und Reisen, die die Frauen seit 30 Jahren regelmäßig veranstalten. Allen voran die Reise nach Frankreich an die Loire, wo ihre frühere Lehrerin später wohnte, und wohin sie die ganze Klasse einlud. Später dann nach Rügen, Zingst und Görlitz, am liebsten nach Ostdeutschland, „denn das kannten wir ja gar nicht“.

„Es gab immer einen guten Zusammenhalt, und es ging uns immer um das Wir“, erzählt sie. „Wir nahmen auch gemeinsam an einem Tanzkurs teil, den unsere Lehrerin organisierte.“ Als sie 1954 mit der Schule fertig waren, zerstreuten sich aber erstmal die Wege. Viele gingen nach Westdeutschland, einige auch ins Ausland, USA, Schweiz, England. Die meisten heirateten, hatten dann andere Namen, und so war es gar nicht so einfach, Jahre später alle wieder aufzuspüren. Ein paar haben sie nicht gefunden, ein paar wollten nicht, sechs sind inzwischen gestorben, und so langsam machen sich bei einigen Altersbeschwerden bemerkbar. „Aber wenn wir uns sehen, dann fühlen wir uns wieder fast wie Mädchen – und es wird pausenlos erzählt.“ Sylvia Vogt

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