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Juedisches Museum

© ddp

Jüdisches Museum: Glashof wird im September eröffnet

Die Arbeiten an der gläsernen Einfassung des Innenhofs des Jüdischen Museums stehen kurz vor dem Abschluss. Der Libeskind-Bau soll als Veranstaltungsraum für Konzerte und Podiumsdiskussionen dienen.

Vier freistehende Stahlträger ragen mit ihren Verästelungen wie Bäume in den Himmel. Auf ihren Kronen tragen sie ein gläsernes Dach, das den 670 Quadratmeter großen Innenhof des Jüdischen Museums überspannt. Die Stützenbündel setzen sich als Liniennetz aus Stahl im Dach fort. Zum Garten hin begrenzt den Hof eine leicht gefaltete Glasfront, die in ihrem unteren Bereich auf der ganzen Breite geöffnet werden kann.

Der Entwurf von Daniel Libeskind, dem Architekten des Jüdischen Museums, für die Hofüberdachung bezieht sich auf eine "Sukkah" (hebräisch für Laubhütte). Damit habe Libeskind ein im Judentum wichtiges Bild aufgegriffen, werde doch beim Laubhüttenfest Sukkot des Auszuges der Juden aus Ägypten gedacht, erklärte Museums-Geschäftsführer Ulrich Klopsch den Entwurf.

Der gläserne Neubau, der am 25. September feierlich eröffnet werden soll, wird künftig als ganzjährig nutzbarer Veranstaltungsraum und gleichzeitig der Steuerung der Besucherströme dienen. Durch seine im Boden eingelassene Hebebühne eignet sich der Glashof für Konzerte und Podiumsdiskussionen.

Harmonisches Museumsensemble

Die 8,2 Millionen Euro teure Konstruktion fügt sich harmonisch in das Museumsensemble ein. Sie wahrt ihren eigenständigen Charakter bei gleichzeitiger respektvoller Distanz zu dem 1735 von Philipp Gerlach errichteten denkmalgeschützten Altbau. Erreicht wurde dies, indem das Glasdach den Altbau nicht direkt berührt, sondern mit ihm durch eine vom Glasdach abgesetzte gläserne Fuge verbunden ist. "Selbsttragend, wie ein freistehender Tisch auf vier Beinen", beschreibt Projektarchitekt Matthias Reese dieses Prinzip.

Die gefaltete Glasfassade reflektiert durch neun Scheibentypen, die je zweimal gespiegelt zueinander eingebaut wurden, den Libeskind-Bau und die Bäume des Museumsgartens. Um die denkmalpflegerischen Vorgaben einer möglichst hohen Transparenz zu gewährleisten, wählten die Architekten ein Weißglas mit einer inneren Sonnenschutzbeschichtung. Das Ergebnis ist ein lichtdurchfluteter Raum voller Reflexionen und Schattierungen, die je nach Wetter variieren.

Dass Libeskind als Architekt gewonnen werden konnte, ist nach Worten von Klopsch ein Glücksfall für das Jüdische Museum Berlin und sein Gebäudeensemble an der Lindenstraße. Zwischen dem zinkverkleideten Libeskind-Bau und dem Glashof besteht eine gestalterische und gedankliche Verbindung, die besonders in den Liniennetzen zum Ausdruck kommt und die das Bestehende mit dem Neuen korrespondieren lässt.

Zugleich hat der verglaste Innenhof einen ganz eigenen Charakter. "Während beim Glashof mit der 'Laubhütte' als Motiv ein Ort geselliger Zusammenkunft gewählt wurde, bezieht sich der Zickzackgrundriss des Libeskind-Baus metaphorisch auf die Spannungen und Brüche der deutsch-jüdischen Geschichte", sagte Klopsch.

Michael Winckler[ddp]

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