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Berlin: Kaminers ganz realer Ämterstress

Kinder des Autors dürfen erst jetzt deutsch werden

Wladimir Kaminer war schon ein deutscher Vorzeige-Künstler, als er noch Russe war. Mittlerweile aber ist der Schriftsteller eingebürgert und seine Frau Olga auch. Nur bei den Kindern machten die Behörden Probleme. Nicole (7) und Sebastian (5) wurden zwar in Berlin geboren – aber damit sie eingebürgert werden können, verlangte das Bezirksamt Pankow den Beweis, dass sie keine Russen sind. Das berichtet der „Spiegel“, und das Bezirksamt bestätigt es. „Bei der Einbürgerung muss die alte Staatsangehörigkeit klar sein“, heißt es dort. Das dient der Verhinderung von Mehrstaatigkeit. Die russische Botschaft stellt solche Bestätigungen aber nicht aus. So kamen die Eltern Kaminer als eingebürgerte Deutsche in die bizarre Lage, staatenlose Kinder zu haben. Kaminer und seine Frau sind seit 1990 in Berlin; nach zwölf Jahren des Hierseins stellten sie Anträge auf Einbürgerung. „Das ging schnell, nur die Kinder sind nicht davon erfasst“, heißt es aus dem Bezirksamt. Nach sechs Wochen war das Ehepaar eingebürgert.

Weil die Kinderfrage komplizierter ist, gab das Bezirksamt den Fall jetzt an die Innenverwaltung ab. Die findet den Fall aber gar nicht kompliziert. „Wir sehen keine Hinderungsgründe“, sagte Sprecher Claus Guggenberger gestern. „Man wird die Einbürgerung unter vorübergehender Inkaufnahme der Mehrstaatigkeit bewilligen.“ Das Pankower Bezirksamt habe gegenüber der Innenverwaltung auch dafür votiert, die Kaminer-Kinder einzubürgern. Bald also folgt das Happy End. In der Zwischenzeit wird der 36-jährige Schriftsteller weiter im Auftrag des Goethe-Instituts die deutsche Kultur in alle Welt exportieren. Vielleicht kann er seine Erlebnisse mit deutschen Behörden ja literarisch verarbeiten. Schließlich wirbt sein Verlag damit, Kaminer beschreibe in seinen „hinreißend komischen Geschichten“ den „ganz normalen Wahnsinn des Alltags“.

Fatina Keilani

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