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Kampf um Schering: Großaktionär Allianz denkt über Merck-Offerte nach

Die Allianz hält sich als Schering-Großaktionär die Entscheidung über die Übernahmeofferte von Merck für den Pharmahersteller offen. Unterdessen bringt Schering seine Abwehr gegen den feindlichen Übernahmeversuch in Position.

München/Berlin/Darmstadt - «Wir haben uns weder in die eine, noch in die andere Richtung festgelegt», sagte Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner am Donnerstag in München. Man werde sich zu gegebener Zeit entscheiden. Die Allianz ist mit 11,4 Prozent der größte Aktionär bei Schering. Der Chemie- und Pharmakonzern Merck hatte am Montag eine Übernahmeofferte in Höhe von 77 Euro je Schering-Aktie angekündigt, die insgesamt auf ein Volumen von 14,6 Milliarden Euro hinausläuft.

Merck wollte die abwartende Haltung der Allianz nicht kommentieren. Kontakte zwischen den Unternehmensführungen von Merck und Schering gibt es weiterhin nicht. Es sei «derzeit nicht das Klima für Gespräche», hieß es im Umfeld von Merck.

Unterdessen bringt Schering seine Abwehr gegen den feindlichen Übernahmeversuch in Position. Neben Morgan Stanley haben die Berliner die Investmentbank Dresdner Kleinwort als Berater engagiert. Schering wollte am Mittwochabend nicht kommentieren, ob Dresdner Kleinwort einen «weißen Ritter» suchen soll, ein Unternehmen, das Schering mit einem höheren Gebot gegen Merck verteidigt. Nach Informationen der «Financial Times Deutschland» (FTD) will Schering in den nächsten Wochen sein Verteidigungskonzept gegen Merck vorlegen.

Auf Drängen von Vorstandschef Hubertus Erlen solle Morgan Stanley ein Maßnahmenpaket zur Wertsteigerung vorantreiben, das sie bereits seit dem vergangenen Jahr erarbeite, berichtete die «FTD» am Donnerstag unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus dem Umfeld des Unternehmens erfuhr, will Schering sich bis zum Mai verstärkt nach eigenen Übernahmemöglichkeiten umsehen, um dadurch für Merck den Kauf zu verteuern oder zu erschweren.

Die Investmentbanker hätten das Mandat lange vor dem Merck-Gebot bekommen, hieß es in der «FTD». Es sei Ziel gewesen,den Firmenwert von Schering zu steigern und feindliche Offerten zu verhindern. Nach der Merck-Offerte sei es nun aber eine Verteidigungsstrategie. Schering gilt am Kapitalmarkt seit langem als Übernahmekandidat. Ein Schering-Sprecher habe eine Stellungnahme abgelehnt.

Nach Einschätzung des Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Reinhard Meckl ist ein zu hoher Kaufpreis oft eines der Hauptprobleme bei feindlichen Übernahmen. Diese Ausgaben wieder zu erwirtschaften, sei nicht einfach, sagte der Lehrstuhlinhaber für Internationales Management an der Universität Bayreuth in einem dpa-Gespräch. «Notwendige Restrukturierungen während der Integration des gekauften Unternehmens sind oft schwer durchzusetzen.»

Die Merck-Offerte liegt nach Einschätzung der Darmstädter 35 Prozent über dem durchschnittlichen Kurs der Schering-Aktie in den vergangenen drei Monaten. Das hohe Angebot könnte nach Meckls Einschätzung darin motiviert sein, die Schering-Aktionäre von vornherein von dem Angebot zu überzeugen. Hinzu komme der Kurssprung der Schering-Aktie nach der Übernahmeofferte. «Das Management von Schering muss nun natürlich massive Überzeugungsarbeit leisten, um die Aktionäre bei der Stange zu halten», sagte er.

Nachdem das Angebot nun öffentlich sei, werde es für Schering schwer sein, die Selbstständigkeit zu erhalten, sagte Meckl. «Die Büchse der Pandora ist geöffnet.» Es sei zu erwarten, dass Merck sein Angebot nochmals erhöhen werde. «Geld ist auf dem Kapitalmarkt genug vorhanden und derzeit sehr billig zu bekommen.» Die Schering-Aktien waren nach letzten verfügbaren Angaben zu 68 Prozent in Streubesitz. (tso/dpa)

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