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Berlin: Kapuzen nur noch ohne Kordeln

Seit gestern sollen in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften keine Kinderanoraks, Jacken oder Kapuzen mehr verkauft werden, die mit festen Kordeln zugebunden werden können. So sieht es die Selbstverpflichtungserklärung vor, die der Textileinzelhandelsverband als Reaktion auf mehrere tödliche Unfälle abgab.

Seit gestern sollen in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften keine Kinderanoraks, Jacken oder Kapuzen mehr verkauft werden, die mit festen Kordeln zugebunden werden können. So sieht es die Selbstverpflichtungserklärung vor, die der Textileinzelhandelsverband als Reaktion auf mehrere tödliche Unfälle abgab. In Berlin waren in diesem und im vergangenen Jahr zwei Kinder gestorben, weil sie mit den Kordeln ihrer Anoraks hängen blieben. Schon bei den Kollektionen der Saison 2001/2002 wurde auf die Kordeln verzichtet. Die Altbestände durften aber noch bis Ende Juni verkauft werden. Die Maßnahme gilt für Kleidung bis Größe 146.

Wer dennoch Kleidung mit Kordeln verkauft, müsse aber nicht mit Sanktionen rechnen, sagte gestern Heijo Gassenmeier vom Textileinzelhandelsverband. Die Einhaltung der Regelung sei freiwillig. „Die wirksamste Strafe ist, wenn die Sachen dann nicht gekauft werden“, sagte Gassenmeier.

Immer wieder war es zu zum Teil tödlich verlaufenden Unfällen gekommen, bei denen sich spielende Kinder an den Kordeln ihrer Anoraks strangulierten. In Berlin waren 2001 und 2002 zwei Kleinkinder ums Leben gekommen. Im April 2001 starb ein Zweijähriger, nachdem er mit seiner Anorakkordel an einer Rutsche auf einem Kita-Spielplatz in Reinickendorf hängen geblieben war. Knapp ein Jahr später verunglückte ein Dreijähriger bei einem ähnlichen Unfall in Zehlendorf ebenfalls tödlich. Auch ein 12-jähriger Junge erdrosselte sich mit der Kordel seines Kapuzenpullis an der Leiter seines Etagenbettes.

Anders als skandinavische Länder und die USA verzichtet Deutschland bislang auf ein gesetzliches Verbot der Kordeln. Der Bundestagsabgeordnete Rolf Stöckel (SPD) von der Kinderkommission des Bundestages sagte, dass man an einer gesamteuropäischen Lösung arbeite. Dies nehme jedoch einige Jahre in Anspruch; so lange setze man auf die Selbstverpflichtung des Handels.

Kapuzen sollen jetzt mit Klettverschlüssen, Gummizügen oder Haken verschlossen werden. Auch Kordeln mit so genannten Sollbruchstellen können verwendet werden. Diese sind so konstruiert, dass sie bei einer etwas stärkeren Belastung reißen und keine Gefahr darstellen. Ein Problem sei aber, dass Kinderkleidung vielfach weitergegeben oder in Second-Hand-Läden gekauft werde. Dort könne durchaus noch Kleidung mit Kordeln erworben werden, sagte Gassenmeier. Eltern sollten diese entfernen und durch einen anderen Verschluss ersetzen.

Der Kaufhof am Alexanderplatz verkauft jetzt seine wenigen Altbestände ohne Kordeln. Bei manchen Müttern stoße dies aber auf wenig Verständnis, sagte Geschäftsführer Detlef Steffens. Bei H & M und Wertheim am Kurfürstendamm fanden sich keine alten Jacken mehr. Bei C & A fand sich ein Kapuzenpullover der Marke „Palomino“ mit Kordeln. „Eine bedauerliche Fehlproduktion“, sagte Jochen Overmeyer, Sprecher der C & A-Zentrale in Düsseldorf, auf Anfrage. Man habe diesen Pulli gestern sofort aus dem Verkauf genommen. C & A engagiere sich schon seit 1998 in dieser Frage. Sigrid Kneist

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